Die ehemalige
Möglinger Mühle
Die Möglinger Mühle wurde im Jahr 1453
zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es darf aber angenommen werden, daß
sie
viel älter ist. Um
1470 war ein Hanns Härtlieb hier Müller,
er zinste dem Herzog von Württemberg aus seiner "milin, Huß, Hofäckher
und Wyßen [Mühle, Haus, Äckern die zum Haus gehören und Wiesen] 11
Gulden 3
ort" . 1522 ebenfalls in einem Lagerbuch ist zu lesen:
Conrat Miller, zinßt jerlich
auß
seiner mill,
uff Martini zwey Genns
uff Johannes aptista zwey junge Hiener
uff Weyhenacht Ain Millkuchen
uff Austernn (Ostern) 50 Ayer
|
1561
Ist als Müller Bernhart Hertlieb genannt. Damals gehörten zu der Mühle,
- des
Aigenthumb und lehenschaft der gaistlichen Verwaltung zu Gröningen
zusteht -,
'Die Mülin sampt der Scheüren, zwischen des Spitals von Schorndorf
Hoffgüter
und dem gemeinen Weg am Bach gelegen, stoßt unden auf sein selbst
garten und
oben auf Jerg Reichartz ackher. 1 Morgen Gartens ungever bey der Mülin
Dar
Zwischen der Mülbach fleußt Einseltz an Deß spitals zu Schorndorf
Hoffgüter,
anderseitz an dem gemeinen Mühlweg gelegen Stoßt unden uff Michel
Engelhartz
und Othmar Heppen Hofwiesen und oben den Mülbach".
Der
alte Müller Bernhart Hertlieb blieb in Möglingen, er kaufte am 7. Mai 1605 von Leonhardt Schaudin Bürger allhier eine
Behausung,
Hofraitin, ein halb Kernlin sampt einem kleinen Gärtlin, alles an und
beyeinander, zwischen Bernhardt Zehen und Peter Hirschmann. Solche
Stück und Güter
sind allerdings zinsfrey ledig und aigen. Umb 470 Guldin.
Kauf und
Verkauf
Jörg
Kienzlin Bürger allhier hat für sich und seine Erben verkauft gegen
Michel
Auracher, seine von Bernhart Hertlieben seeligen erkaufte Mahlmühlin,
Bomgarten,
Hofraitin und Ställ, sampt aller Zuogehörung in der Mühlin was zum
Mühlenwerkh
gehörig, auch Nied und Nagel hept beneben auch daruff stehender
Beschwernuß
(Abgaben) nach laut des Mühlbriefs. Hierumben der Kauf zuogangen und
beschehen
für und umb Zweytausend und Achthunden Guldin. Daran paar Zweytausend
Dreyhundert und Vierzig Gulden. Darnach Jahrs auf Pfingsten Einhundert
und
Zwanzig Gulden und das erste Zihl auf Pfingsten Anno 1608.
In
obgemeltem paaren Gelt hat Michel Auracher Ihme Kienzlin den vierten
Theil von
seinen Schwieger anererbten Hof übergeben, so angeschlagen umb
Eintausendvierhundert Gulden. Item dem Stallmeister zuo Stuttgarten
Christoph
Haugwitzen Zweyhundert Gulden" Weiter gehn Gröningen In die Gaistllche
Verwaltung Einhundertfünfzig Gulden. Ferner in solche Verwaltung
Vierzig
Gulden, item dem Hailigen allhier Vierzig Gulden. Weiter
erstgeschriebenem
Hailgen Dreyßig Gulden. So dann in das Allmosen gehn Schwiebertingen
Zweyhundert Gulden, Ferner hat Jörg Kienzlin von dem Michel Auracher
bey dem Müller
so die Mühlin erstanden Zweyhundert Gulden eingeben, welche er in sein
des Müllers
Abzug wieder erstatten muß. Item so hat Michel Auracher, Geörg Kienzlin
ein
Viertel Weingart in Sauweingarten umb Fünfzigsieben Gulden,
angeschlagen und übergeben. Die übrige und restierende Jahrzihl,
deren
noch Vierhundert und Sechzig Gulden gewesen, hat der Kaifer von Anno
1608 bis
Pfingsten 1611 dem Verkaifer richtig erlegt und bezahlt, welches der
Verkaifer
bei Einschreibung und Ablesung dis Kaufs für bekannt angenommen, Und
ist dieser
Kauf vor Schulthaiß und Waisengericht für rechtmäßig erkannt worden auf
den 18 January 1614"
Wie es
dem Müller Auracher In dem bald danach beginnenden Dreißigjährigen
Krieg
erging ist nicht bekannt Die Mühle lag damals vollkommen schutzlos und
allein
am "Mühlweg", etwa 600 m nördlich vom Ort. In Möglingen sind in
dieser schrecklichen Zelt weit mehr als zwei Drittel der Einwohner
durch Kriegseinwirkungen, Hunger und Pest umgekommen, In den
Jahren von 1628
bis 1633 war in Möglingen ein Geörg Kienzlin (geb 1566 gest 8.
April 1633)
Bürgermeister, es darf wohl angenommen werden, daß es der ehemalige
Müller
war.
Im
Jahre 1726 war Caspar Siglin in Möglingen
Müller, ihm gehörte die Mühle In dieser Zeit war die Versorgung der neu
entstehenden Stadt Ludwigsburg mit frischem Wasser, ein großes Problem,
um
welches sich der Stadtgründer Herzog Ludwig persönlich kümmerte Sein
Baumeister Johann Leonhard Frey fasste den kühnen Plan, von der
Möglinger Mühle
an bis zum Marktbrunnen in Ludwigsburg eine Wasserleitung legen zu
lassen In ihr
sollte frisches Wasser nach Ludwigsburg fließen, welches von Quellen im
oberen
Leudelsbachtal, zwischen Möglingen u Markgröningen, mit natürlichem
Gefälle,
in zusätzlichen Leitungen zunächst in eine gemauerte Brunnenstube bei
der Mühle
fließen sollte (Herr Albert Kleemann berichtete im Dez. 1968 in Hie
gut Württemberg ausführlich über dieses Vorhaben) Als
Wasserleitungsrohre
wurden durchbohrte Baumstämme, sogenannte "TeicheI", verwendet.
Baumeister Frey ließ unweit der Mühle auf dem Wollenberg einen kleinen
Turm
bauen, in welchen das Quellwasser der Brunnenstube mittels einer
Maschine
(Druckpumpe) hochgepumpt werden sollte Zwei hölzerne Kolbenstangen
waren am
Wasserrad befestigt; sie bewegten die beiden Kolben abwechselnd hin und
zurück
in „zwei mößernen Stiefeln" (Maschinenteile aus Messing, die Zylinder
der Pumpe). Von der Mühle bis zum Wasserturm
wurden des starken Drucks wegen 4 1/2
Schuh lange „eyßerne Bronnenteichel" gelegt, die in Königsbronn
gegossen wurden.
Ein
kleines Gebiet unweit östlich der Möglinger Katholischen Kirche bekam
ab jener
Zeit die Flurbezeichnung "Beim Wasserturm").
Weil
nun aber die geringe Wasserkraft des Leudelsbaches nicht ausreichte, um
gleichzeitig
die bisherige Mühle und das neue Wasserwerk antreiben zu können, wurde
auf
Herzoglichen Befehl die Mahlmühle stillgelegt und am 30
Sept. 1727 für das Möglinger Wasser=Werk offiziell ausgelößt
(beschlagnahmt). Der Herzog bot dem Müller Siglin die Papiermühle in
Berg bei
Stuttgart an und versicherte Ihm diese zu einer Mahlmühle umbauen zu
lassen.
Siglin mußte am 18 Aug 1732 mit
seiner Familie die Möglinger Mühle verlassen obwohl er bat, so lange
wohnen
bleiben zu dürfen, bis Ihm eine gerechte Entschädigung entrichtet
werde. Den
versprochenen Umbau der Berger Mühle musste er selbst bezahlen. deshalb
verkaufte er viele Güter in Möglingen Die Regierung hatte Caspar Siglin
ein
lebenslängliches Recht auf die Berger Mühle zugesagt. trotzdem mußte er
sie
bald wieder verlassen. Er zog dann auf die Mühle in Kornwestheim, von
wo aus er
noch im Jahre 1755 einen Schadenersatzanspruch an die
Regierung stellte. Dieser
wurde jedoch mit der Begründung zurückgewiesen; man habe schon im Jahre
1732
mit ihm Abgerechnet, was er durch seine Unterschrift bezeugt habe. Die
Bezahlung
der Baumaßnahme durch den Herzog lag sehr im Argen u verzögerte dadurch
immer
wieder deren Fortgang. So klagte am 28 Aug.1732 der
herzogliche Baumeister Frey; "die nöthigen
Gelder und erforderlichen Materialien seyen Ihm nicht angeschafft
worden"
Am 12. 0kt 1732 reklamierte er; "daß bei der Möglinger Wassermaschine
für
eine etwaige Reparatur nicht das geringste Holzwerkh vorräthig sey. man
solle
eine Aiche u eine Hagenbuche nach Möglingen schaffen lassen" Im Feb.
1733
lieferte dann der Leonberger Forstmeister 3 Hagenbuchenstämme. Im Jahr
1734 ist
Baumeister Frey gestorben An seine Stelle trat Baumeister Weysinger. Am
5.Juli
1735 klagten der Zimmermann Hanß Jerg Göhring und 11 Taglöhner aus
Ludwigsburg, Pflugfelden, Möglingen, Sachsenheim und Münchingen, auch
Fuhrleuth des Möglinger Bronnenwesens, sie hätten noch 250 Gulden
anzusprechen.
Hanß
Jerg Göhring wurde von der Gnädigsten Herrschaft. Als Brunnenmeister
auf dem
"Möglinger Brunnenwerkh" auf- und angenommen Als aber im Herbst 1738
die Möglinger Wassermaschine abgebrochen wurde, ging er nach Karlsruhe.
Von
dort aus bat er am 15. Sept. 1741 ihm seinen rückständigen Verdienst
und
Taglohn mit 33 Gulden 40 Kreuzern nach so langem Anstand gnädigst
verabfolgen
zu lassen.
Allergrößte
Noth und Armuth habe Ihn nach Karlsruhe getrieben um dort ein Stück
Brod zu
suchen. Er bat wenigstens um die Hälfte seines Lohnes, damit er den
Hunger von
Weib und Kinder stillen könne.
Der
Architekt Schwegler wurde von der Fürstlichen Renthkammer beauftragt,
das Möglinger
Wasserwerk zu untersuchen. Er berichtete am 1. Dez. 1738:
"Von Ludwigsburg aus bin ich der Teichellage nach
geritten und gefunden, daß alle Teichei. sowohlen hölzerne als eyßerne
von
dem Osterholzwald an bis zur Möglinger Mühle ausgegraben und dem
Vernehmen
nach die noch brauchbaren hölzernen in den Thier- und Fasanengarten
sollen
gebracht. Die unbrauchbaren aber seyen auf einen anderen Orth
verschleppt
worden. Auch stehet noch unweith dieser Mühle ein kleiner Thurm auf der
Höhe,
worauf das Wasser hat sollen getrieben. und von da aus wiederum
herunter und auf
Ludwigsburg geführt worden. Die so kostbaren Stiefel (Pumpenkolben aus
Messing)
und eyßernen Teichel hat die Stadt Ludwigsburg an sich gezogen und in
Verwahrung genommen.
Auch
ist der Caliber der eyßernen Theichel zu weith. Was aber die Möglinger
Mühle.
darinnen die unbrauchbare Maschine eingeleget ist belange, wurde die
Mühle dem
Müller Hirth am 22 Okt.1738 übergeben.
So soll sie wirklich zu einer Mahlmühle wiederum angelegt werden.
Jedoch dürften
dem Müller zu völliger Verfertigung ungefähr noch 50 Gulden fehlen,
solche
vollends gangbar zu machen. Scheint aber. daß er solche der Zeit nicht
wisse
aufzutreiben, sie aber zu seinem eigenen Schaden nicht so lange
stilliegen
lassen kann" [nach
oben]
Wer war
nun rechtmäßiger Eigentümer?
Die
Schulden der ersten Ludwigsburger Wasserversorgungsanlage hat aber die
Fürstliche
Renthkammer bis heute noch nicht bezahlt, obwohl das Geld dazu
sicherlich
vorhanden gewesen ware, denn der Herzog ließ die Möglinger Mühle im
Jahr 1742
verkaufen (Eintragung Im Möglinger Kaufbuch)
Auf
Hochfürstliche Gnädigste Ratification verkauft der Herr Rentkammer
Expeditionsrat Vogt Christoph Friedrich Leibius in Conförmitat des 11.
July an
ihne erlassenen Hochfürstlichen Gnadigsten Befehls, an Jacob Käferlen
Bürger
und Müller in Backnang eine vormalen zu dem Ludwigsburger Stadt –
Bronnen -
Wesen ausgelöste Mahl - Mühlin auf Möglinger Markung mit Gebaud- und
Mahlwerkh wie beides dermalen beschaffen ist In gleichen einen
Scheunenplatz
dabey, sodann einen Morgen Gartens ohngefehr, wodurch der Mühlbach
fleußt,
alles an und beyeinander, nach Möglingen steuerbar und gibt zur
Kellerey Gröningen
jährlich auf den Termin Martini zu Ewig ohnabläßlicher Gült auf den
Casten
zu Iyfern und gewahren,
Guten
Kernen: vier Scheffel
In
gleichen nach dem Lägerbuch alte Beschwerdten auf die Verfall - Zeit
und zwar
in die ermelte Kellerey:
Gännß:
zwey Stück
Junge Hühner: zwey Stück
Mühlkuchen:
ein Stück
Ayer:
fünfzig Stück
In
die Gaistliche Verwaltung Gröningen Geld - Vierzig drey Kreuzer-
Gännß:
zwey Stück
Junge Hühner: zwey
Stück
Mühlkuchen:
ein Stück
Ayer:
fünfzig Stück
Und
dann zum Hailigen zu Möglingen auch jährlich und ewig Geld Vierzig drey
Kreuzer.
Mit
diesen weiteren Conditionen, daß dem Käufer erlaubt seyn solle neben
dem
vormaligen Trillis in der Mühlin nunmehro zwey Wasserräder zu haben,
wovon
derselbe das eine zu einem weiteren Mahlgang auf seine Gasten stellen
darf und
muß, dargegen er schuldig und verbunden ist, das Wasserradt nun einen
Schuh
niederer zu richten, um dardurch deme von der Commun Möglingen
geklagten
Wasserschaden an ihren Wiesen abzuhelfen. Nicht weniger hat der Käufer
von dato
an Steuer und Gülten zu übernehmen und Präsumieren. Was aber bis zu
seinem
Einzug verfallen ist, gehet den bisherigen Müller Ludwig Hirten an. Und
ist der
Kauf wissentlich und wohl bedächtig geschehen und vorgangen um 1520
Gulden,
Sage: Fünfzehnhundert und zwanzig Gulden, Und zwar gleich Paar daran zu
bezahlen 1020 Gulden. Die übrigen 500 Gulden aber sollen jährlich Zihls
=
Weise auf Johannis Baptista und 1743 erstmals mit 100 Gulden bezahlt,
mithin in
einer 5 jährigen Zeit vollkommen bezahlt werden. Weiter wird dem Käufer
angedingt, daß er von Kernen, Gersten und Kleyen das sechzehende Theil
haben
und sich damit begnügen lassen, übrigens aber muß er sich durchgehendt
nach
der Hochfürstlichen Mühl- und Müllerordnung richten.
Signatum
den 26. July 1742
Renthcammer
Expeditionsrat Vogt, zu Grönlngen als legitimiener Verkäufer
Friedrich Christoph Leibius,
Käufer: Jacob Käferlen
Dieser Mühlkauf
ist nun nochmal in die Nachbarschaft ausgeschrieben und die
Kaufliebhaber am 9
May 1743 zu einem öffentlichen Verkauf eingeladen worden: "Der
Aufstreich ist wie zuvor Zehen Gulden Paar. Hierauf nun wurde ein
brennendt
Lichtlein aufgesteckt, da dann folgende Streich geschehen:
1.
Ludwig Hirt also und dergestalten, daß er die 1020 G Paar erlegen und
500 G in
Zihlen
2.
Ludwig Schwäble schlägt auf den Käferlenischen Kauf auf: 1520G.=10G
3. Jacob
Käferlen gleichfalls auf seinen Kauf 10 Gulden
4.
Ludwig Hirt schlägt auf sein obiges Offenum noch weitere 10 Gulden
5
Arnoldt von Gemmrigheim auf Käferlens Kauf 10 Gulden.
Schultheiß,
Amtsverweser und Richter:
Jacob
Pflugfelder
Georg
Motz
Hannß
Jacob Beißer
Hannß
Jerg Blank
Lorentz
Maisch
Hannß
Jerg Reichert
Joh.
Georg Pflugfelder
Johannes Winterlin
Noch am
gleichen Tag bittet der Müller Arnoldt. sowohl Ihme als auch seiner
Hausfrau
Maria Elisabetha das Bürgerrecht angedeyhen zu lassen Dies wurde ihnen
von sämtlichen
Gerichtsverwandten (Gemeinderat) zugesagt. sobald er das gewöhnliche
Bürgergeld
für ihn 8 und für sie 4 Gulden dem Bürgermeister = Amt reicht und wenn
er ein
Testimonium (amtliches Zeugnis) beibringt. daß er von der
Leibaigenschaft gäntzlich
befreyt ist und folglich deswegen Schutz und Bürgerrecht suchen kann wo
er
will. Auch solle er all dasjenige was einem Bürger zukommt präsumieren
(annehmen). Insonderheit aber gegen der Obrigkeit sich ehrerbietig,
gehorsam und
friedfertig erweisen und bezeugen.
Am 4.
Sept 1755 beklagt sich der Bauer Balthas Pflugfelder, der Müller
Arnoldt
habe durch sein Geflügel ihm auf seiner Wiesen Bey der Mühlen in dem
Ömbd
=Graß solchen Schaden verursacht. daß der eingenommene Augenschein den
Schaden
auf einen Gulden astimierte (schätzte) Dahero er Müller solches gegen
dem
Pflugfelder abzutragen auch für den Augenschein den Urkundts=Personen a
10 also
20 Kreuzer zahlen solle.
Der Müller
Arnoldt hat in den 15 Jahren in denen er hier war, einen zweiten
Mahlgang
eingerichtet. Ebenfalls hat er die Mühle. die vordem niedriger war,
aufgestockt
(vermutlich heutiger Zustand) Diese Verbesserungen haben nun dazu
geführt, daß
am 1. Juni 1758 die Mühle neu
taxiert und der würklich vorseyende Steuersatz wahrgenommen wurde.
Um nun
hirinnen auf einen gewissen Grund zu kommen. so hat man In den
Steuerrevisions
Actis nachgeschlagen und in dem bey der Gröninger - Stadtschreiberey -
RegIstratur lIegenden Hochfürstlichem Befehl vom 26 Okt 1740 welcher
des
Inhalts Ist: Daß die Mühle solange sie gnädigster Herrschaft (Herzog)
angehöre
um den Steuerwert von 1000 Gulden veranschlagt werde. Wann sie aber
wieder in
Manus Privatorum (Privatbesitz) käme, sie wieder nach dem Anschlag vom
Jahre
1732 mit 1495 Gulden in die Steuer gelegt werden solle.
Weil
nun aber die Mühle durch den Umbau und den zweiten Mahlgang
beträchtlich
verbessert wurde und dahero eine Erhöhung des Anschlags ganz billig
ist, so hat
man nach reiflicher Überlegung auf die bisher 1495 Gulden noch 4 Simmry
Kernen,
4 Simmry Roggen und 130 Gulden zugelegt, folglich die Mühlin und
Zugehört for
nun an mit 1625 Gulden Kapital versteuert wird.
Schultheiß und
Steuersetzer zu Möglingen
Johannes
Wintterlin, Georg Motz Johannes Glück, Jacob Beißer
Am 8
Juli 1758, also schon fünf Wochen nach dieser Steuererhöhung, hat
der Müller
Leonhardt Arnoldt die Mühle um 1910 Gulden an Johann Jacob Österreicher
verkauft. Auffallend ist, daß die Mühle von nun an sehr oft ihren
Besitzer
wechselte. Aus welchem Grund auch immer. Vermutlich haben die meist
auswärtigen
Käufer von einer Mühle im fruchtbaren Strohgäu mehr erwartet und sind,
bedingt durch die geringe Wassermenge des Leudelsbaches, nicht auf die
erhoffte
Leistung gekommen. Um so mehr ist zu bewundern, daß in über 450 Jahren
das
beruhigende Klappern der Mühle immer wieder die Stürme der Zeit
überdauerte.
Es folgt
nun eine einfache Aufstellung aller bekannten Mühlkäufe
22.
Dez. 1758
Joh. Jacob
Österreicher verkauft die Mühle an Albrecht Käferlen, Müller von
Unterweisach um 2300 Gulden.
1761
Albrecht Käferlen verkauft die Mühle an Johann Georg Rleger von Lautern
Sulzbacher
Amts um 2400 Gulden.
14.
April 1787
Vorheriger Besitzer Nägele Müller in Birkmannsweiler verkauft die Mühle
an
Jacob Friedrich Sack um 3700 Gulden
6.
April 1797
Jacob Fr
Sack vermacht seine Mühle seinem Weibs Schwester Sohn Jacob Fritz von
Adelberg
3.
Feb.1817 Jacob
Fritz
verkauft die Mühle an seinen Schwiegersohn Imanuel Weizäcker um 2000
Gulden.
13. Sept. 1822
im Möglinger Gerichtsprotokoll:
Da
gegenwärtig der Müller Imanuel Weizäcker den Mühlbach am Dorf bis zur
Mühle
so ungeheuer tief und viel breiter als von jeher machen lässt, so
beschwerte
sich heute -Johannes und Paul Pflugfelder als Nebenlieger mit
Schorndorfer
Hofwiesen zuerst über die allzubreite u. unnöthige Vergrößerung des
Baches,
aber auch deswegen, weil ihnen mehrere Weidenbäume weggehauen und
dadurch die
Grenze der Wiesen verlegt worden seye. Sie bitten den Müller Weizäcker
sein
gewalthätiges brutales Wesen bei Strafe niederzulegen und da sie wissen
daß
ihre Wiesen das Meß nicht mehr haben, so verlangen sie, sowie sämtliche
Nebenlieger, daß die ganzen Schorndorfer- und Adelberger-Hofwiesen
sowie auch
die gegenüber liegenden Schnöller-Äcker gemessen werden sollen.
14.
Juni 1823
Imanuel
Weizäcker verkauft an Ferdinand Schwarz von Bönnigheim eine
zweistockige Mahlmühle
an dem Bach nächst dem Dorf, mit zwei Mahl- und einem Gerbgang zwischen
dem
Schorndorfer Hof und dem Weg. Eine kleine Scheuer, Viehstall und vier
Schweineställen,
Baum und Grasgarten 1 Morgen 9 Ruten dabei Kaufpreis 2500 Gulden.
Weizäcker ist
nach Backnang gezogen
Friedrich
Laißlin ist Schlossermeister und macht ab dem 25. März 1839 mit einem
Bohrgestänge,
welches er von der Königl. Württembergischen Central-Stelle des
Landwirtschaftsvereines ausgeliehen hat, einen Bohrversuch in einem
gegrabenen
Brunnen in der Schwieberdinger Str. Am 26. Juli wurde die Bohrung
eingestellt,
weil auch in tieferen Schichten kein Wasser gefunden wurde.
Nachdem
nun am 14 April 1848 das Ablösungsgesetz erschienen ist, soll Spillmann
die auf
der Mühle lastenden Gülden und Abgaben mit dem 20-fachen Betrag = 160
Gulden
bei der Königl. Hofkammer in Stammheim ablösen, Er kann diese Summe
nicht
aufbringen. Deshalb bittet er bei der Herrschaft um einen Nachlaß an
seiner
Schuldigkeit Um diesen zu erreichen bezeugt ihm der hiesige Gemeinderat
am 9.
Nov. 1849 unter anderem: „Daß
dessen Gewerbe bei dem ohnehin kleinen und geringen Wasserstande öfters
im
Stocken seye und daher demselben wohl zu gönnen wäre, wenn ihm eine
Nachlaß
seiner Gültschuldigkeit durch die Gnade des Königs zu Theil würde“
Gottlieb
Ladner blieb unverheiratet Er lebte gemeinsam mit seinem Bruder Jakob
Ladner,
der 1873 heiratete, in der Mühle. Im Feuerversicherungsbuch ist die
Mühle 1883
beschrieben:
Gottlieb
Ladner besitzt ein zweistockiges Wohn- und Mahlgebäude mit Keller und
angebauter Radstube an der Asperger Straße.
Anschlag |
4000,--
Mark |
Ein
Wasserrad oberschlächtig von Holz mit einem eisernen Wellenbaum 5,80 m
Durchmesser u. 73 cm breit und 1 gußeisernen auf dem Wellenbaum
aufgesetzten
Rad mit einem Durchmesser von 2,50 m u. einer Zahnbreite von10 cm. |
360,-- Mark |
1 Königstrett
von Eisen 1,70 m hoch und 10 cm
stark mit einem gußeisernen Rad 0,8 m Durchmesser, das Konrad mit einem
Durchmesser von 2,80 m |
240,-- Mark |
1 Bet
von Holz 3m lang: teils von Eichen- teils von Tannenholz |
120,-- Mark |
Zubehörden: |
|
1
Gerbgang mit Nürtinger Stein 1,25 m Durchmesser
mit Tremmel und hölzerner Zarge |
80,-- Mark |
2 Mahlgänge
mit gewöhnlichen neuen Tremmeln u. Zarge -Beutelkasten u. Vorkasten je
150,-
Mark |
300,-- Mark |
Eine
Schwingmühle mit 1,33 m langen Kastenund hölzernem Windrad |
60,--
Mark |
Feuerversicherungssumme |
5160,--
Mark |
Nach
diesem schweren Unglücksfall wurde das Mahlen in der Möglinger Mühle
immer
weniger und im Jahre 1904, also 9 Jahre später, als der 78
jährige
Gottlieb Ladner, der sogenannte "Ladners-Döte in Pflugfelden mit dem
Fuhrwerk ums Leben kam, ganz eingestellt.
Nach
einem zeitgenössischen Bericht: „Kehrte jung Jacob Ladner am 21. Juli
mit
einem Wagen voll Bretter von Ludwigsburg heim. Sein Onkel Gottlieb
Ladner, sein
Schwager Köhle von Pflugfelden und Schreiner Reichert von hier saßen
auf dem
Wagen. Auf der Steige von Pflugfelden kam der Wagen in raschen Lauf und
stürzte
am Haus des Gottlob Noz um. Die Pferde rannten noch eine Strecke
weiter. Die
Unglücklichen wurden, außer Reichert der noch vorher absprang, unter
den
Brettern hervorgezogen. Gottlieb Ladner starb eine Stunde später im
Haus des
Ernst Köhle. Jakob Ladner und Köhle erholten sich von ihren
Verletzungen
wieder rasch“
Hermann
und Adolf Seybold