Die Gemeinde Möglingen war 1918 laut Visitationsbericht eine sehr geordnete ländliche Gemeinde. Die Markung ist eine der allerbesten Felder von Württemberg. Und das Feld wird fleißig und sorgfältig bebaut. So ist es begreiflich, daß es Arme fast nicht gibt.

 

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse schrieb Pfarrer Lechler:

Die Mehrzahl der Gemeindeglieder sind Bauern. Doch gehen nicht wenige, namentlich junge Leute ins Geschäft nach Markgröningen, Asperg, Kornwestheim, Feuerbach oder Stuttgart. Zum Teil werden ja bekanntlich unglaubliche Löhne bezahlt, die Folge davon ist die Entwertung des Geldes.

Für den Bauern ist es fast unmöglich, der Verlockung durch das von überall her reichlich angebotene Geld zu widerstehen und die vorgeschriebenen Preise für seine Erzeugnisse einzuhalten, vollends, da diese Preise mit einer ganz regellosen Willkür festgesetzt werden, nur nach Augenblicksbedürfnissen. Das gilt namentlich von Getreide und Vieh.

Es besteht ein Darlehenskassenverein. Vom politischen Parteiwesen spürt man nicht viel. Daß der Krieg viel zu lange dauere, ist jedermann überzeugt, wer die Schuld trage, wird verschieden beurteilt, im Grund nimmt man das Verhängnis als unvermeidlich auf sich und schleppt die vermehrte Arbeit und Sorgenlast weiter.

 Französische Gefangene kamen schon
1915 zu gewissen Arbeiten hierher. Im Frühjahr 1916 wurde eine größere Abteilung in der Turnhalle des Turnvereins untergebracht, heuer wurde auch ein Wohnhaus mit' einer Abteilung belegt. Es gibt anständige Leute darunter; die Mehrzahl ist wenig geneigt oder fähig, so zu arbeiten, wie man es hier gewöhnt ist. Vielfach hört man von anspruchsvollem Benehmen, dem alleinstehende Frauen nicht gewachsen sind, so daß sie den Herren Gefangenen eben auftischen, was sie vermögen, und sich mit ungenügenden Leistungen zufriedengeben, um nicht ganz ohne Hilfe gelassen zu werden.

Nach dem Kriegseintritt der USA 1917 zeichnete sich im Sommer 1918 die Niederlage der Mittelmächte Deutschland und Österreich ab. Der Erste Weltkrieg endete für Deutschland am 11. November 1918 mit einem Waffenstillstand. Die schreckliche Bilanz des Krieges ergab für Möglingen 42 Gefallene und Vermisste. Der Krieg hatte in vielen Familien tiefe Wunden hinterlassen.

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