Was isch älles schwäbisch ?
"[...] da isch am End onser Suevia oder Alamannia (zwoi Wörter für ein
ond desselbe Sach!) vom Asperg bis zom Gotthardt na ond vo de Vogese bis nüber
an Lech gange. Ond älles, was do drzwische gwohnt hot ond heut no wohnt (ausgenomme
die Reigschmeckte) send Schwabe oder Alemanne (zwoi Wörter für ein ond
desselbe Gstair!).
Ond jetz zählet mr halt die viele Fahne anandernach uff:
1) Die Wirteberger mit dene drei Hirschhörnle.
2) Die Badener mit dem rot-goldene Schrägbalke.
Älles, was südlich vo dere Linie Hornisgrinde-Asperg-Hesselberg liegt, isch
schwäbisch (= alemannisch), oberhalbs drvo fränkisch. Es gibt also
wirtebegische Schwabe (= Al.) ond wirtebergische Franke, ond badische Schwabe (=
Al.) ond badische Franke. Au wenn des manche Gelbfüeßler net kapieret, aber
s'isch so."
Anmerkung: Im N von Erdmannhausen führt die "Schweißbrücke" über
die Murr. Womöglich haben in früheren Zeiten auf dieser Brücke Leute
Schweiß vergossen, doch daher kommt der Name nicht. In der Ersterwähnung
von 1310 heißt sie "swabesprugge", also Schwabenbrücke, weil
man auf ihr von Franken im N nach Schwaben im S kam.
3. Die Franzosen mit dr Trikolore.
Die Elsässer, älles, was zwischen Rhein ond Vogesenkamm deutsch schwätzt, send
Schwabe (= Al.). Ond des Europa-Parlament kommt also uff schwäbischem (= al.)
Bode zsamme, en Straßburg. Ond des isch net recht, daß dui frisch Bürgermoistre
(so a schees ond gscheits Mädle, ihr oigene Muettersprach nemme ka."
Anmerkung : Das "Mädle" ist Catherine TRAUTMANN (* 1951), die 1989
maire de Strasbourg wurde. Sie ist die erste Frau auf dem Thron des Oberbürgermeisters
einer französischen Großstadt. - Ich finde sie nicht "schee", aber
sehr gut aussehend mit "gscheit" blickenden Augen und einem
ironischen Lächeln auf den Lippen!
4) Die Schweizer mit ihrem weißen Kreuz.
Älles, was schwyzerdütsch schwätzt, send Schwabe (= Al.) ond des bis nuff
nach Zermatt. Ond wenn se au seit dem Bruederkrieg von 1499 no so über die 'chaibe
Schwabe' schimpfet, dr Conrad Ferdinand Meyer, der hot's no genau gwißt: 'Ich
bin von Schwabenstamme, bin auch ein Eidgenosse gut ...'. Ond gucket doch na,
wie se en Zürich uffs Geld aus send, ond wie se Kehrwoch machet.
5) Die Liechtensteiner mit dem Krönele uff dr Fahne.
Die oinzige Schwabe (= Al.), wo ihre Fürste bhalte hend. Ond deswegen ihre
Briefkästle für sich schaffe lasse könnet.
6) Die Österreicher mit ihrem rot-weiß-rote Bindeschild.
Älles, was vorem Arlberg wohnt, send grad so Schwabe (= Al.). Fraget halt amol
en Wiener, wie die Vorarlberger schaffet ond sparet ond Skilift bauet.
7) Die Bayre mit ihre weiß-blaue Wecke.
[...] des urschwäbische Land vom Ries bis na ens Allgäu. [Und] isch Augsburg
grad so a schwäbische Stadt wie Zürich, Straßburg oder Stuegert.
8) (Die Preißen).
Fast 100 Johr lang hot's sogar au no preißische Schwabe gebe. [Als die
Hohenzollerschen Lande 1849 an Preußen kamen], hend die Pfarrer zur Feier des
Tages gepredigt: 'Liebe Gemeinde! Ich habe heute über zweirlei Dinge mit Euch
zu sprechen. Erstens darüber, wie sehr wir uns freuen sollen, daß wir nunmehr
Preißen geworden sind. Und zweitens darüber, daß wir solches um unserer Sünden
willen nicht besser verdient haben.' Ond bis 1945, bis Preiße de Bach na
isch, isch des Hohenzollern a preißischer Regierungsbezirk gwä.
[...]".
Anmerkung: Ein Pfarrer, der Humor und Ironie besitzt! Hohenzollern gehörte,
wie wir nun schon unzählige Male uns langweilend lesen durften, in der
Tat bis "1945" zu Preußen. Freilich wurde das Land Preußen
offiziell erst per Gesetz des Alliierten Kontrollrats Nr. 46 v. 25.2.1947
[!] aufgelost.
"Das älles hane bloß verzählt, daß Ihr merket, wie wichtig des
isch, daß mir Schwabe (= Al.) wieder onter oim Dach zammekommet, wie no
onter onsere Staufer. Ond daß Ihr mr jo älle zu dere Wahl ganget."
Anmerkung: Es stand eine Wahl zum Europa-Parlament an.
Dieser Artikel trägt die Überschrift: "Erst Europa, dann
Schwabenland", aus: "Die schwäbische Geschichte" von (Dr.)
Gerhard Raff, dem Historiker des Hauses "Württemberg".
Prof. Hermann Bausinger schreibt in seinem jetzt erschienen Artikel: "Wie
das Königreich Württemberg schwäbisch wurde", in: Schwäbische
Heimat 2007/2, S. 134: "Aber die Geschichte ist weiter gegangen - im
Badischen hat der Begriff Schwabe inzwischen seinen sichersten Platz in
boshaften 'Schwabenwitzen; Schwabe ist manchmal ein mehr oder weniger scherzhaft
gebrauchtes Schimpfwort [...]".
Im Elsass galt (gilt?) der Begriff "Schwowe" als Schimpfwort für
Deutsche!
Summa summarum, erst Europäer und dann erst Schwabe wäre "angesagt"
- wenn ich das richtig sehe.
In diesem Sinn
Dieter Duill