Die Glocken auf den Möglinger Kirchen

 

Nach Veröffentlichungen der Kirchengemeinden

im Oktober und November 2004

in den Möglinger Nachrichten

1. Pankratiuskirche

 

21.10.2004

Bild von der feierlichen Glockenweihe am 12.9.1948

 

Das Geläut der Möglinger Pankratiuskirche enthält, was für eine Dorfkirche in ihrer Größe ungewöhnlich ist, 5 Glocken. Zunächst stelle ich sie Ihnen der Größe nach vor:

 

- Die größte, die so genannte Gefallenenglocke mit dem Ton e' wiegt 1150 kg bei einem Durchmesser von 120,5 cm. Sie wurde 1948 von der Glockengießerei Kurtz gegossen. Sie wurde von der bürgerlichen Gemeinde den Gefallenen des 2. Weltkriegs zum Gedenken gestiftet und enthält in ihrer Inschrift eine Erinnerung an die Glockenabnahme zu Rüstungszwecken während des zweiten (und zuvor schon während des ersten Weltkriegs:

Man holte mich in Weltkriegs tagen, der Glaube trug es ohne Zagen. Jetzt, nach des Krieges rauem Sturm führt Liebe neu mich auf den Turm. Drum hört's, ihr Christen auf Erden: Hoffnung lässt nicht zuschanden werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg und dem Ende des großmundig ausgerufenen 1000-jährigen Reiches besann man sich auf das, was überdauert und bleibt, nämlich Glaube, Liebe, Hoffnung (1. Kor. 13,13).

 

- Die zweitgrößte Glocke, die Betglocke mit dem Ton gis' wurde 1760 von dem Glockengießer Magnus gegossen und wiegt bei einem Durchmesser von 95 cm ca. 500 kg. Sie hing zuvor in Kleingartach und sollte ebenfalls eingeschmolzen werden. Doch dazu kam es nicht, von dem sogenannten "Glockenfriedhof" in Norddeutschland kam sie wieder zurück, doch in Kleingartach wurde sie nun nicht mehr gebraucht, so kam sie nach Möglingen.

 

- Die Gloriaglocke mit dem Ton h', mit einem Gewicht von 340 kg und einem Durchmesser von 81,5 cm ist 1948 vom Glockengießer Kurtz neu gegossen worden. Sie wurde von der Familie Albert Kleinheinz zum Gedenken an ihren 1945 gefallenen Sohn Albert gestiftet.

 

- Auch die Friedensglocke mit dem Ton cis" wurde 1948, am selben Tag, nämlich dem 24. März gegossen. Stifterin war Luise Kleinheinz. Bei einem Gewicht von 250 kg hat die Glocke einen Durchmesser von 72,5 cm.

 

 - Ein Kleinod fehlt in der Aufzählung noch: die Apostelglocke aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, sie wiegt ca. 175 kg, der Durchmesser beträgt 62,5 cm. Ihr Ton fis" fügt sich nicht so gut in die Harmonie des Gesamtgeläuts ein (bis zum 1. Welt- krieg läutete sie zusammen mit einer fis' und einer a'-Glocke). Sie trägt die Namen der 4 Evangelisten und wurde am 21.8.1918 abgenommen, weil sie zu Kanonenrohren eingeschmolzen werden sollte. Da von den damaligen drei Glocken die größte ebenfalls abgeliefert und die zweite zersprungen war, diente in dieser glockenlosen Zeit eine Eisenbahnschiene als Glockenersatz. Wenige Monate später, am 31.12.1918, hing die Apostelglocke jedoch wieder im Turm. Im zweiten Weltkrieg entging sie der Glockenabnahme ebenfalls aufgrund ihres hohen Alters (und evtl. wegen ihren geringen Materialwerts).

 

Pfarrerin P. Frey

 

 

 

 

2. evangangelisches Gemeindezentrum

11.11.2004

Die Glocken des evang. Gemeindezentrums

Bei der Planung des neuen großen Gemeindezentrums auf dem Löscher war es der Gemeinde wichtig, dass dort neben allen Gemeinderäumen auch eine "richtige Kirche" entsteht, die darum auch einen Turm und darauf ein schönes Geläute bekommen sollte. Im Vergleich zu den umliegenden Hochhäusern ist unser Glockenturm ein Winzling, doch er ist weithin sichtbar und dank seiner Stellung kann der Schall über das ganze Löschergebiet und auch ins Dorf hinunter dringen. Die Begeisterung für die Idee war so groß, dass sich bald für sämtliche drei hochwertigen Glocken Spenderinnen- und Spender aus der Gemeinde fanden, ein ziemlich einzigartiger Vorgang, der uns bis heute mit großer Dankbarkeit gegenüber den - teilweise bis heute ungenannt bleibenden - Spendern erfüllt. Am 18.12.1990 wurde im Beisein vieler Möglinger Gemeindeglieder in den Werkstätten der Gießerei Bachert in Bad Friedrichshall-Kochendorf die h'- und die

c2 -Glocke gegossen und am 28.03.1991 entstand dann die kleinste, auf den Ton e2 gestimmte. Und siehe da, der Guss gelang hervorragend und die musikalische Bewertung dieser drei sog. schwerrippigen Bronzeglocken durch den Glocken- sachverständigen fiel "sehr gut" aus. Auch das äußere Gussbild ist gut gelungen, die Glockenziere und die Inschriften sind sauber ausgegossen.

 

 

Das Foto zeigt die Glockenweihe am 5.5.1991.

 

Die Dank- und Betglocke (Ton h’, trägt als Glockenzier ein mit Weinlaub und Trauben garniertes Griechisches Kreuz, darüber die umlaufende Inschrift:

Danket dem Herrn  +++ "

1815 zogen unsere Vorfahren aus Württemberg und dem übrigen Deutschland in die Fremde und fanden in Bessarabien Heimat.

1940 während des Krieges verloren wir diese Heimat am Schwarzen Meer.

1945 am Ende des Krieges mussten wir um unser Leben fliehen.

1946 fanden Flüchtlinge aus Osteuropa, darunter auch 43 Familien aus Bessarabien in der Gemeinde Möglingen und in der evangelischen Kirchengemeinde wieder Heimat.

In Dankbarkeit für Gottes Güte und Treue Edwin und Olga Kelm, Mai 1990.

Außer dass sie im Zusammenläuten den Bass gibt, läutet die 450 kg schwere Betglocke bei jedem Gottesdienst zum Vater Unser und beim sog. "Schiedläuten" für die Verstorbenen.

Die Kreuzglocke (cis") ist mit einem Kreuz und den griechischen Buchstaben Alpha und Omega verziert, darüber die Inschrift Soli Deo Gloria (Gott allein die Ehre).

Die Kreuzglocke wird uns zukünftig mittags 12 Uhr und abends 18 Uhr jeweils 2 Minuten lang an unsere Verbindung mit Gott erinnern. Sie wiegt 300 kg.

Die Taufglocke (&, 180 kg) trägt auf der Flanke das Christuszeichen XP und ist mit stilisierten Lilien und Wellenlinien zum Taufsymbol gestaltet, darüber die Inschrift: Ich bin bei euch alle Tage +++ und den Vermerk: Gestiftet vom Landfrauenverein Möglingen 1990. Sie wird zukünftig um 8 Uhr zum Morgengebet läuten (2 Min.) und

erklingt beim Taufakt.

Ein weiteres wichtiges Zubehör, das unserer Mesnerin die Arbeit erheblich erleichtert, konnten wir nun durch eine Spende aus Anlass einer diamantenen Hochzeit einbauen: Eine programmierbare elektronische Läuteanlage. Den noblen Spendern sei herzlich dafür gedankt.

 

Ihr Pfarrer C. Fröschle

 

 

 

3. St. Maria:

04.11.04

 

Nach dem Bau der Kirche und des Kirchturms 1967 gab es zunächst keine Glocken. Anfang der 70er Jahre wurde der Kirchengemeinde dann eine sog. "Leihglocke" aus dem Dom zu Breslau zur Verfügung gestellt. Diese Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg zum Einschmelzen in den Westen Deutschlands gebracht, überstand den Krieg und wurde dann 1952 der Diözese Rottenburg übergeben. Die Glocke ist heute unsere kleinste Glocke, wiegt knapp 200 kg und wurde im Jahr 1770 von einem Johan Sebastian Gerstiner in Breslau gegossen. Sie ist auf die Heiligen Judas Thaddäus und Barbara geweiht. Da zunächst die Turmeinrichtung fehlte, konnte die Glocke nicht montiert  werden. Erst als 1973 die Familie Josef Harrer eine zweite Glocke stiftete, nämlich die heute zweitkleinste (380 kg), die Marienglocke, wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Am Sonntag, den 2.9.1973 wurde die von der Firma Bachert in Bad Friedrichshall gegossene Glocke von Dekan Paul Kopf geweiht, dann mit der Breslauglocke im Turm aufgehängt und zum Fest Mariä Namen, am 12.9.1973 erstmals geläutet.

 

Die Marienglocke trägt die Aufschrift "Sancta Maria Ancilla Domini ora pro nobis": Heilige Maria, Magd des Herrn, Bete für uns.

Es sollte über 20 Jahre dauern, bis zwei weitere Glocken im Kirchturm ihren Platz fanden. Am 11.2.1994 wurden in der Glockengießerei A. Bachert in Heilbronn die beiden großen Glocken gegossen. Die Bastelfrauen stifteten die zweitgrößte Glo- cke, die 676 kg wiegt und einen Durchmesser von fast einem Meter hat.

 

Sie ist die Friedensglocke und trägt die Aufschrift "Gestiftet von der Bastelgruppe Möglingen".

 

Die größte Glocke ist die Heilig-Geist-Glocke. Sie ist 862 kg schwer und hat einen Durchmesser von 1,077 m. Sie wurde von Spenden aus der Gemeinde finanziert und trägt die Aufschrift "HI. Geist Glocke. Sende aus deinen Geist und du wirst das Angesicht der Erde erneuern. Möglingen 1994".

Beide Glocken wurden am 29.5.1994 in einem Festgottesdienst mit Dekan Klöpping geweiht. Von jenem Tag an läuten - bis zum heutigen Tag - 4 Glocken in Kirchturm der katholischen Kirche Möglingen.

 

Pfarrer Merkelbach