Möglinger Wasserversorgung
Die
Geschichte der Möglinger Wasserversorgung ist auch als Broschüre beim
Heimatverein erhältlich (für Nichtmitglieder 2,- €) [bestellen]
Die Wasserversorgung des Menschen mit dem
lebensnotwendigen Wasser
Nach der Eiszeit und der klimatischen Veränderung
wanderten Menschengruppen in die Fluß- und Bachtäler ein. Da der Mensch auch ein Teil der Natur ist,
braucht er zum Leben Wasser. Deshalb siedelte er sich an wasserreichen Stellen
an, um das "wichtigste" Lebensmittel, das Trinkwasser vorrätig zu
haben.
Abgesehen von den Ansiedlungen an großen Flußtälern, mit ihren dazu noch reichlichen
Grundwasservorkommen, fingen die Ansiedlungen bei den damals auftretenden
Quellen an. Aber auch vor über 2000 Jahren wurde der nötige Wasserbedarf durch
Brunnen gedeckt.
Die Quellen, die den Bach speisen, dienten dem
Menschen auch als Waschbecken und Badewanne sowie als Tränke für die Tiere.
Mit der Vergrößerung der Ansiedlung wurde auch der
Wasserbedarf größer. Da das Leben jedoch noch unstet war, war daher die
Einrichtung einer Wasserversorgung nicht möglich. So auch in Möglingen.
Um an einem Ort bleiben zu können, mussten sie sich
neben der Bestellung der Äcker dringend um Wasser für Mensch und Vieh bemühen.
So entstanden nach und nach neben den vorhandenen Quellen in Möglingen, bis zum
Jahre 1905 insgesamt 23 Brunnen. Sie versorgten den Ort so recht und schlecht
mit dem lebensnotwendigen Nass.
Die 23 Möglinger Brunnen bis zum Jahre 1906
[Bilder und Plan]
1. Beim Haus Schwester Anna
Pflugfelder (erb. 1882 von Ludwig Ditting) Kirchgartenstr. – gegenüber Pfarrgasse
2. Beim Jägerhaus, vor der Scheuer
Blank - jetzt Stammheimer Str. 29 – Jägerbrunnen genannt
3.
Hinter dem Jägerhaus, heute Autohaus Schröder
-Privatbrunnen
4.
Ecke Rosenstraße - Stammheimer Straße (erbaut 1902)
5.
Im Hof von Albert Pflugfelder (ehem.4. Kellereihof)
Rosenstr. 46
6. Im Haus des Paul Reichert,
Rosenstr. 25 (ehem. 2. Kellereihof), wurde um 1950 aufgefüllt.
7. Vor dem Haus Vogt, früher Brosi – heute etwa vor Eingang Kindergarten Rosenstraße
(genannt Seyboldbrunnen)
8.
In der Krämergasse 6 (Haus Schober, ehem. Kellereihof auch
Finkenhof genannt)
9. Vor dem Haus Jakob Giek ,
Rosenstraße / Milchgässle (war in Betrieb bis 1949 - ehem.
3. Kellereihof) -Bild
10.
Kirchbrunnen, beim Pfarrhaus (hatte zwei Pumpen)
11. Vor dem alten Schulhaus, heute Haus Reichert, Spitalhof
4
12. Vor dem Haus des Richard Koch, Wagnerstraße 34
(Bild )
13. In der Wagnerstraße südlich
von Nr. 12 (war zuerst Privatbrunnen des Jakob Pflugfelder, erbaut um 1850)
14. Im kleinen Schorndorfer Hof, heute
Reichert/Schüle, Münchinger Str. 21
15. Im großen Schorndorfer Hof, Münchinger Str. heute
etwa Vorplatz Feuerwehr (Bild)
16.
Maulbrunnen (hatte zwei Pumpen) ehemaliges Milchhäusle (Bild)
17. Vorm ehem. Haus Werner Moz (wurde auch
Lippenbrunnen genannt) heute etwa Rathausplatz 13
18. Im Hof vor Wagnerei Karl
Strohm (erbaut 1903) Hindenburgstr. 29 – etwa
gegenüber KRONE
19. Vor dem Haus Adolf Reichert (das Wasser war zum
Kochen nicht geeignet) Hindenburgstr. 36
20. Beim Hause Mergenthaler in der Ludwigsburger
Straße 48
21. Neben Gasthaus zur Linde, heute Hindenburgstr. /
Krämergasse
22. lm Haus des ehem. Adelberger
Hofes - Münchinger Str.
23. Neben der Scheune des Johannes Lillich, heute etwa
Hindenburgstr. 43 (erbaut 1888)
Wassersuche:
24. In der Schwieberdinger Straße wo das Haus Neff stand (östlich Haus Schiek) wurde 1903/04 14 m tief gegraben, aber kein Wasser gefunden.
bis 1906:
Wasser
ist wertvoll, weil das Holen mit viel Zeitaufwand
und
Arbeit verbunden ist
|
Wie war die Wasserversorgung in Möglingen vor der Einrichtung der öffentlichen Wasserversorgung vor 80 Jahren (1906) und was wissen wir heute noch davon?
Die bekanntesten und auch ältesten Möglinger Brunnen sind der
Maulbrunnen - Nr. 16 - und der
Kirchbrunnen - Nr. 10-
letzterer oft benannt im alten Kaufbuch schon ab 1595. Sie lagen beide neben der Wette und waren die einzigen, welche mit zwei Pumpen ausgestattet waren.
Der Kirchbrunnen war bis zum Schluss überdacht und musste wohl als erster 1906 dem Bau der Hochdruckwasserleitung weichen, da an dieser Stelle der Quellschacht für die Hochdruckwasserleitung gebaut wurde. Das so genannte "Bronnahäusle" wurde am 17. April 1906 abgebrochen.
Der Maulbrunnen stand so ziemlich genau in der Mitte des Ortes an
der Stelle, wo 1934/1935 das „Milchhäusle“ gebaut wurde.
So mancher Durchreisende - Freund oder Feind - dürfe hier seinen Tieren Wasser
gegeben haben. Möglicherweise bekam der Maulbrunnen dadurch seinen Namen. An
den Brunnentrögen, insbesondere am Maulbrunnen ließen die größeren Bauern ihr
Vieh saufen. Diejenigen, die weniger Tiere hatten, holten das Wasser und
tränkten im Stall. Die Viehherde des größten Möglinger Bauern Friedrich Hirsch wurde noch bis zum
Jahre 1928 täglich am Rathaus vorbei, zur "Tränke" an den Maulbrunnen
getrieben.
Einige Daten zu den verschiedenen Möglinger Brunnen |
Der Maulbrunnen wird überdacht
15. März
1747:
Schultheiß und Richter haben vor etlichen Monaten zur
Erbauung eines Brunnen-Häusles, der Maulbrunnen
genannt, mit Vorwissen und Erlaubnis des Herrn Pfarrers, vom vorhandenen
Kirchturmbauholz acht Stämme Tannenholz entlehnt. Weil nun zu bevorstehendem
Kirchenbauwesen vornehmlich Eichenholz benötigt und solches anderswo rar und
nicht wohl zu bekommen war. Also hat man für gut angesehen, aus allhiesigem Fleckenwald etliche Eichen zu hauen und für
obige acht Stämme Tannenholz vier Stück 22 Schuh lange Eichen zu geben.
16. Januar
1805:
57 Jahre bot das Maulbrunnen-Häusle
den Wasserholenden Schutz vor Regen und Wind, dann wird am 16. Januar 1805 wie
folgt berichtet:
" Der allhiesige
gemeine Fleckenbrunnen, der Maulbrunnen genannt, ohnfern
dem Rathaus, welcher bisher mit einem einstockigen umfasst und mit einem Obdach
versehen war, stürzte im letzt abgewichenem Spätjahr zusammen, welcher
verursacht, dass die Schwellen ganz und die Eckpfosten samt Riegel von unten
hinauf abgefault waren. "
Weil nun eine neue Oberdachung fast 140 Gulden
gekostet hätte, so wurde von nun an darauf verzichtet und der Brunnen dafür mit
zwei "Gumpper" ausgestattet, was weniger
Kosten verursacht und deshalb mit dem Stadtbrunnenmacher Böhler in Ludwigsburg
ein diesbezüglicher Akkord abgeschlossen. (Der
Brunnenschacht wurde abgedeckt und mit 2 Handpumpen versehen – vorher musste
das Wasser mit einem Eimer an einem Seil
hochgezogen werden)
11. Februar
1815:
Die beiden Bürger Michael Lang und Immanuel Strohm, welche in der
Schwieberdinger Straße wohnten, haben am 11. Februar 1815 vorgebracht, es
sei in ihrer ganzen Gasse kein Brunnen. Ein Brunnen sei eben das erste
Bedürfnis für Mensch und Vieh und auch wegen einem entstehenden Brand. Zwar sei
vor etlichen Jahren einer gegraben worden, dieser habe auch anfangs zur Not
Wasser gehabt, es bliebe aber immer mehr aus und wirklich habe er so wenig,
dass es nicht der Mühe wert sei, solchem im baulichen Stand zu erhalten. Sodann
haben sämtliche Einwohner dieser Gasse sich entschlossen, zwischen Hansjörg
Bauknecht und Jakob Strohmaier's Haus einen
Brunnen zu graben.
Am 3. April hat man in dem Brunnen so viel Wasser
gefunden, dass sich solcher über Nacht gegen 6 Fuß tief ins Wasser stellte und
nach bisher angestellter Probe hat sich solches nicht mehr verloren, sondern
immer beibehalten. Der sämtlichen Einwohner dieser Gassen einziger Wunsch ist
nun der, dass dieser gegrabene Brunnen jetzt von der Kommune gemauert und
hergestellt werden möchte. Dem wurde vom Magistrat auch entsprochen.
30. Dezember
1819:
Da man den Kommunbrunnen in
der Schwieberdinger Straße gestern hat wieder reparieren lassen und da dieser
nach bisherigen Erfahrungen öfters missbraucht und ruiniert worden sei, so hat
man dem Jakob Schober, welcher gegenüber dem Brunnen wohnt
aufgetragen, über diesen Brunnen die Aufsicht zu führen und wenn jemand mutwillen daran ausübe oder daran reiße und zerre, wenn
kein Wasser drinnen ist, so solle er abwehren und wenn dies nicht helfe es
sogleich anzeigen. Auch solle er den Brunnen alle zwei oder drei Tage ein wenig
schmieren, wozu ihm der Gemeindepfleger ungefähr jährlich 1/2 Pfund Karrensalbe
abgeben wird. (es war offenbar ein Rad oder eine Rolle zum
Hochziehen des Wassers vorhanden)
November
1832:
Der Fleckenschütz Ziegler macht die Anzeige, dass
in der Nacht auf 4. und 5. November 1832 ein Wagen in den sogenannten
Kirchbrunnen geworfen wurde. Wer den Wagen des Heinrich Jopp hineingeworfen
hatte, konnte trotz vieler Befragungen und der Aussetzung einer Belohnung von
zwei Kronentaler nicht geklärt werden.
(beim Kirchbrunnen war auch die Wette, darin lag wohl der Wagen)
6. März
1833:
Da der Trog bei dem Maulbrunnen ganz abgängig ist,
wird am 6. März 1833 berichtet, der Gemeindepfleger Blank wird
angewiesen eine Eiche anzukaufen, um einen neuen Trog davon fertigen zu können.
Dieser wurde von dem hiesigen Zimmermann Georg Salzer gemacht.
5. Juli
1833:
Am 5. Juli 1833 erscheint der Brunnenmacher Lutz von
Ludwigsburg und hat den Kirch- und den Maulbrunnen beaugenscheinigt.
Derselbe hat vorgebracht, dass in jeden zwei Pumpen angebracht werden sollen.
Nach längerer Debatte wurde darüber abgestimmt, nur Schultheiß Seybold
war für zwei Pumpen, alle anderen (Gemeinderat und Bürgerausschuss) waren für
eine. Sie waren der Ansicht, dass der Maulbrunnen schon früher mit zwei Pumpen
versehen gewesen sei und habe solches bei dem Tränken des Viehs nicht
befriedigt.
Durch einen oberamtlichen Erlass schon am nächsten
Tage, solle nun doch und zwar zuerst der Kirchbrunnen mit zwei Pumpen versehen
werden. Das bestehende Brunnen-Häusle, heißt es
weiter, solle durch den Maurer hergestellt werden, auch wäre die offene Seite
an dem Brunnen mit einer Tür zu verschließen, die bei einem Notfall, etwa bei
einer Feuersbrunst geöffnet werden kann.
20. Januar
1834:
Am 20. Januar 1834 wurde es notwendig, das Pflaster am
Maulbrunnen wieder frisch herzustellen. Es wurde dies dem Pflasterer Gottlieb Hasis von Markgröningen vergeben, mit der Bedingung, dieses
etwas höher als das alte anzulegen, weil der Ort in der Niederung liegt (im
Klartext: rund um den Brunnen war es sumpfig und deshalb wohl auch dreckig).
Zu dem
Beginn muss eine gemeinderätliche Deputation beigezogen werden.
14. Dezember
1835:
Es erscheint heute am 14. Dezember 1835 Johannes
Seybold und trägt vor, dass er gesonnen sei den vor seinem Haus (Rosenstraße)
befindlichen
Ziehbrunnen - Nr. 7 - der Gemeinde gegen eine billige Entschädigung überlassen
zu wollen. Da nun dieser als ein öffentlicher Gemeindebrunnen notwendig
erscheint und die ganze Jägergasse das Wasser an diesem Brunnen zu holen hat,
so wurde dies mit Stimmenmehrheit beschlossen.
5. Dezember
1835
Ein neuer Brunnen für die Schwieberdinger Straße
In Möglingen gab es wohl eine wasserreiche Ortsmitte,
dagegen war es nicht möglich, in der Schwieberdinger Straße und später auch im
Gröninger Weg Quellwasser zu bekommen. Aus zwei gegrabenen und schon
ausgemauerten Brunnen in der Schwieberdinger Straße, die aber kein Wasser
hatten, ließ die Gemeinde im Jahre 1830 die Steine herausnehmen und zum
Ausbessern der Südwand des Rathauses verwenden, weil hier Orts die Steine ganz
rar, hieß es damals.
Nach einem bei dem Ruggericht
am 3. - 5. Dezember 1835 gefassten Beschluss soll nun in der Schwieberdinger
Straße ein neuer Bohrversuch gemacht werden. Mit dem Bergmann Carl Weslin wurde deshalb am 13. April 1836 folgender Akkord abgeschlossen:
1. Hat derselbe den Brunnen auf
der alten Stelle (wahrscheinlich vor der ehemaligen Gaststätte
"Rose") wo vorher schon ein Versuch gemacht worden ist, zu graben und
zwar 8 Schuh in der Weite (ca. 2,2 m) und 60 Schuh (ca. 16 m) in der Tiefe und
erhält hierfür 48 Kreuzer pro Schuh und freie Kost und Wohnung.
2. Hat die Gemeinde das nötige
Handwerksgeschirr, Seilgerüst und dergleichen sowie das Pulver zum Schießen
anzuschaffen.
Mit dem Landwirt Seybold
wurde folgendes vereinbart:
1. Hat dieser gute genießbare
Hausmannskost und Wohnung zu reichen.
2. Ist außer Kost noch täglich 1 Schoppen Wein und 2 Schoppen Most zu
geben und erhält hierfür, solange das
Graben dauert, täglich 24 Kreuzer.
21. Juni
1836:
Da der mit dem Brunnengraber
Carl Weslin abgeschlossene Akkord ohne Erfolg zu Ende
gegangen ist, so wurde heute mit solchem ein nochmaliger Akkord mit weiteren 10
Schuh Tiefe abgeschlossen, nachdem derselbe, wenn er Wasser erhält pro Schuh =
1 Gulden 21 Kreuzer bekommt, anderenfalls nur 1 Gulden.
6. März
1837:
Am 6. März des nächsten Jahres wurde ins
Gemeindeprotokoll geschrieben: Da der Brunnen in der Schwieberdinger Straße von
dem Sachverständigen Weslin bis auf eine Tiefe von 70
Schuh gegraben worden ist, ohne dabei Wasser zu erhalten, so wurde in
Anbetracht der Notwendigkeit für die Bewohner dieser Gasse heute eine
Akkordverhandlung mit Friedrich Reichert und Philipp Wenzier
von Asperg vorgenommen und denselben anbedungen, noch
weitere 15 Schuh zu graben, um 2 Gulden 30 Kreuzer je Schuh. Solche haben das
Geschirr selbst anzuschaffen. Die Gemeinde hingegen stellt das Gerüst, Seil und
Züberle. Sollte Pulver zum Schießen nötig werden, so
erhalten sie solches von der Gemeindepflege, jedoch, dass kein Missbrauch
geschehe, höchstens pro Schuh 1/2 Pfund.
Da der Brunnen nun bei ca. 22 m Tiefe immer noch kein Wasser brachte, ging es zwei Jahre
später weiter.
4. Februar
1839:
Am 4. Februar 1839 kaufte der Schlossermeister
Friedrich Laißle von Cannstatt die hiesige Mühle. Am
25. März wurde er von der Gemeinde beauftragt, einen weiteren Bohrversuch zu
unternehmen und zwar will er sich dazu von der Königlich-
Württembergischen-Zentralstelle des Landwirtschaftsvereins ein Bohrgestänge
ausleihen. Die Gemeinde hat die Deichsel und täglich 4 Mann zum Bohren zu
stellen, während Laißle die Aufsicht führt. Viel
Hoffnung aber auch Verzagtheit begleitet diesen abermaligen Versuch. So ist zu
lesen, da nun dieser Brunnen schon zu verschiedenen Zeiten der Gemeinde Kosten
verursacht hat, so soll dieser Versuch, er möge gelingen oder nicht, das letzte
Mittel sein, für diese Gasse einen Brunnen zu erhalten.
25. Juli
1839:
Wie tief nun in der Schwieberdinger Straße letztendlich
gegraben und gebohrt wurde, ist nicht zu erfahren. Der Gemeinderat hat, da
dieser Versuch nun schon mehr als vier Jahre dauert, am 25. Juli 1839
beschlossen, das Bohren auf Gemeindekosten aufhören zu lassen. Dem Müller Laißle aber zu überlassen, auf seine Kosten das Bohren
fortzusetzen. Sollte sich ergeben, dass sich hinlänglich Wasser findet, so
gehöre dieses dem Laißle und die Gemeinde hätte sich
mit diesem dann besonders abzufinden.
24. August
1854:
Offensichtlich wurde 1839 kein Wasser gefunden, denn
15 Jahre später, am 24. August 1854 legte Straßenbau-lnspektor
Döring ein Gutachten nebst Situationsplan für die Wasserversorgung in der
Schwieberdinger Straße vor und machte dazu zwei Vorschläge:
1. Das übrige Wasser von dem Brunnen - Nr. 13 - des Jakob
Pflugfelder in der Wagnerstraße in die Schwieberdinger Straße abzuleiten.
2. Den sogenannten Sonnenbrunnen mittels einer
Rohrleitung in diese Straße zu leiten.
Da Jakob Pflugfelder kein Wasser abgeben will, so
solle nun in der Verlängerung dieses Brunnens ein Loch gegraben werden, zur
Auffindung einer Quelle. An welcher Stelle genau gegraben werden soll, wurde in
einer späteren Sitzung beraten, weil aber dabei keine Einigung zustande kam,
wurde am 23. März 1855 folgender Beschluss gefasst:
1. Dass man vorerst in der Gröninger Straße durch
einen Sachverständigen einen Versuch machen lassen wolle, ob daselbst durch
Grabung eines Brunnens eine Quelle gefunden werden könne. Dass ein Brunnen in
dieser Straße nötig ist, wird von allen zugegeben.
2. Von der Herleitung des Sonnenbrunnens könne vor der
Hand keine Rede sein.
Bei der Oberamtsbeschreibung im Jahre 1859 heißt es
u.a.
über die hiesige Wasserversorgung: "Der Ort ist
wasserreich namentlich in seinem mittleren tiefer gelegenen Teil. Zwei
reichhaltige Quellen, der Maulbrunnen und der Kirchbrunnen entspringen hier und
wurden bis vor kurzem als Schöpfbrunnen benutzt, nun aber zu Pumpbrunnen
eingerichtet. Sie liefern sehr gutes Wasser, namentlich der Maulbrunnen ist
wegen seinem weichen Wasser geschätzt. Die Abläufe dieser beiden Brunnen
speisen eine ziemlich große Wette. Außer diesen beiden Hauptquellen bestehen
noch 8 Pumpbrunnen, die gutes Wasser liefern".
14.
September 1874:
Der Maulbrunnen hält kein Wasser mehr und kann nicht
mehr repariert werden. Der Ortsvorsteher hat deshalb den Schiffsbaumeister
Seifert von Neckarweihingen bestellt, um mit demselben über eine Neuanschaffung
Rücksprache zu nehmen. Dieser fordert für einen neuen Brunnentrog aus zwei Zoll
starkem eichenen Dielen von ganz gesundem Holz, unter Garantie der
Dauerhaftigkeit, 50,-- Mark. Es wird beschlossen, Seifert die Fertigung zu
übertragen. Nicht einmal 20 Jahre hielt dieser fachmännisch gefertigte Trog,
dann wird am 8. September 1893 berichtet: Der hölzerne Brunnentrog am Maulbrunnen
ist schon seit länger defekt und schädigt durch sein beständiges Rinnen die
Pflasterung. Es wird an seiner Stelle ein eiserner angeschafft.
Verhandelt, den 7. Februar 1877:
Mehrere an der Markgröninger - und Schwieberdinger
Straße wohnende Bürger haben bei dem im Sommer vorigen Jahres abgehaltenen Ruggericht, um Errichtung eines Brunnens an der
Markgröninger Straße, mittels Zuleitung des sogenannten Sonnenbrunnens gebeten.
Nach einem Kostenvoranschlag, der provisorisch, ohne
Vornahme irgend einer Vermessung oder sonstiger
Untersuchung gemacht wurde, erfordert die beantragte Brunneneinrichtung einen
Aufwand von wenigstens 3.653,-- Mark. An den Kosten haben die Beteiligten einen
Beitrag von 1.115,-- Mark zugesichert.
In Betracht, dass in der Mitte des Ortes ein
unerschöpflicher Reichtum an gutem Wasser vorhanden ist, daher der Aufwand nur
im Interesse der Beteiligten und nicht der Mehrzahl der Einwohner gemacht
würde. Der angebliche Beitrag zu dem wirklichen Aufwand und dem Vorteil der
Beteiligten, in keinem entsprechenden Verhältnis steht, auch voraussichtlich
die Kosten den Anschlag bedeutend übersteigen und über die Art der Fassung der
Quelle noch nichts Näheres ermittelt worden ist, wird beschlossen:
Den Antragstellern zu überlassen, das Geschäft auf
ihre Kosten auszuführen und ihnen unter der Voraussetzung, dass der Brunnen
zweckentsprechend gemacht wird, einen Beitrag von der Hälfte der nachgewiesenen
Kosten zuzusichern.
Verhandelt, den 12. April 1877:
Bei der vom Oberamtsarzt vorgenommenen Untersuchung
der hiesigen Brunnen, wurde in dem Brunnen bei Heinrich
Wintterlins Haus
(Maulbrunnen) trübes Wasser gefunden und der Antrag gestellt, den Herrn
Oberamtsbaumeister untersuchen zu lassen, ob Abhilfe möglich sei. Eine Abhilfe
ist voraussichtlich nicht möglich, da die Vermutung begründet erscheine, dass
der Brunnen irgend einen schädlichen Zufluss von den
in der Nähe befindlichen Güllelöchern erhalte, weswegen das Verlassen des
Brunnens zu empfehlen sei.
Das Königliche Oberamt hat den Gemeinderat aufgefordert,
über Schließung dieses Brunnens Beschluss zu fassen.
Dieses Brunnenwasser ist gewöhnlich etwas, kaum
bemerkbar bläulicher als das Wasser besserer Brunnen, nach stärkeren
anhaltenden Regengüssen eine Zeitlang ein wenig trübe, sonst aber klar und
helle. Beim geringsten Zufluss von Jauche oder Gülle erhält das Wasser eines
Brunnens eine bräunliche Farbe und hat einen beständigen Jauchegeruch,
dies ist aber bei dem fraglichen Brunnenwasser nicht der Fall. Hiernach wird
anzunehmen sein, dass bei starkem andauernden Regen zu dem vorhandenen
Quellwasser, auch noch bis auf die Tonbodenschicht durchsickerndes und von
diesem etwas trüber werdendes Regenwasser kommt, wodurch das Wasser auf kurze
Zeit unansehnlich, aber nicht schädlich wird.
Da im hiesigen Ort gutes Trinkwasser im Überfluss
vorhanden ist, so wird das Wasser des fraglichen Brunnens nur zum Putzen,
Waschen, Viehtränken und dergleichen benutzt und ist zu diesem Zwecke, selbst
im trüben Zustande, viel reinlicher und besser, als das ganz in der Nähe
vorbeifließende und bei etwaigen Schließen des Brunnens, statt dieses
Brunnenwassers zum gleichen Zwecke zur Verwendung kommende Bachwasser sogar in
einer Zeit, wo dieses am klarsten ist.
Es wird deshalb beschlossen:
Diese Verhältnisse, welche nach Ansicht des
Gemeinderates keinen Grund zur Schließung des Brunnens geben, dem Königlichen
Oberamt mittels Protokollauszug mitzuteilen.
1878: Brunnenschmieren
und Eisaufhauen
1878 wird der Feldschütz Christoph Notdurft
ermahnt, dass Versäumnisse beim Brunnenschmieren, Eisaufhauen und
Brunnentrogreinigen auf seine Kosten nachgeholt würden.
Am 31. März 1888 hat sich der Schmiedemeister
Oberacker erboten, gegen eine jährliche Entschädigung von 3,-- Mark für
seine Mühe und dem Materialverbrauch, das Schmieren der sämtlichen öffentlichen
Brunnen und im Winter das Öffnen der Eisbahnen zu besorgen. Diese Belohnung
wurde auf Wunsch des Oberackerschmiedes zwei Jahre später, um jährlich 2,--
Mark erhöht. Ab 1. November 1904, hat der Raiserschmied
diese Arbeit zum gleichen Preis gemacht, da der Oberackerschmied gestorben ist.
Verhandelt, am 8. Februar 1879:
Einige hiesige Einwohner haben schon öfters und am 26.
Januar d.J. mittels einer Eingabe an das Königliche Oberamt wiederholt um
bessere Wasserversorgung der nordwestlichen und südlichen Teile des Orts
gebeten. Diesmal jedoch ein Gutachten durch den Staatstechniker, Herrn
Bauinspektor Ehmann, über eine bessere
Wasserversorgung beantragt. Die Bittsteller von der Überzeugung geleitet, dass
die Behandlung der Sache nicht wohl als Gemeindesache bezeichnet und behandelt
werden könne, haben sich erboten, die sämtlichen entstehenden Kosten zu
bestreiten und die Gemeindekasse hiermit nicht zu belasten.
Die Gemeinde gibt nun folgende Äußerung ab: Sie wolle
zwar dem Gesuche der Bittsteller eine Untersuchung, ob und wie in der Gemeinde
eine bessere Wasserversorgung einzelner Ortsteile stattfinden könne nicht
entgegen- treten, jedoch unter der Bedingung, dass die Gesuchsteller die diesfälligen Kosten übernehmen und vorläufig 40,-- Mark
hinterlegen. Dass aber hieraus keinerlei Verbindlichkeit der Gemeinde zur
Ausführung irgendeines Planes abgeleitet werden könne und dürfe, in dem sich
die Gemeindekollegien freie Entschließung darüber vorbehalte.
Verhandelt, den 10. September 1879:
Bei Gelegenheit des gegenwärtig hier stattfindenden Ruggerichtes wurden den Gemeindekollegien nach Maßgabe
früherer Beschlüsse, bezüglich der Wasserversorgung im hiesigen Ort, zwei
Projekte vorgelegt und zwar:
1. Ein Projekt samt Gutachten des Staatstechnikers für
das öffentliche Wasserversorgungswesen, Bauinspektor Ehmann,
welcher sowohl den östlichen, als auch den südlichen Teil des Orts Möglingen
umfasst, mit einem vorläufigen Kostenvoranschlag von 19.700,-- Mark
beziehungsweise 16.200,-- Mark, sodann
2. ein Kostenvoranschlag des Oberamtsbaumeisters Schmohl, über die Herstellung einer kleineren
Wasserversorgung bezüglich des östlichen Teils des Orts, durch den Betrieb
eines hydraulischen Widders aus sogenannten Sonnenbrunnen im Betrag von
5.550,-- Mark.
Nachdem den Kollegien nicht nur die gutachterliche Äusserung des
Staatstechnikers vom 16. Mai 1879. sowie das Begleitschreiben zu demselben von
gleichem Tage wörtlich verlesen und die Bedürfnisfrage ausführlich erörtert
war, auch besonders betont worden ist, wie es im wohlverstandenen Interesse der
Gemeinde läge, auf das größere Projekt einzugehen, wenn aber ein diesfälliger Antrag abgelehnt würde, wenigstens das Schmohl'sche Projekt anzunehmen. Es wurde aus der Mitte
geltend gemacht, dass ein zwingendes Bedürfnis zu einer verbesserten
Wasserversorgung nicht vorliege und dass jedenfalls der in Aussicht stehende
Kostenaufwand mit dem Zweck im Missverhältnis stehe, worauf nach längerer
Beratung endlich zur Abstimmung geschritten und das erste allgemeine Projekt
des Bauinspektors Ehmann, vom Gemeinderat mit 5 gegen
2, vom Bürgerausschuss mit allen Stimmen, sodann das zweite beschränktere
(eingeschränkte) Projekt des Oberamtsbaumeisters vom Gemeinderat mit 6 gegen 1
und vom Bürgerausschuss mit 5 gegen 2 Stimmen abgelehnt wurde.
Verhandelt, am 27. September 1882 :
- Brunnen beim Haus Schwester Anna in der
Kirchgartenstraße - - Nr. 1-
(siehe dazu
auch die schriftliche Eingabe von 144
Möglinger Bürgern)
[Original]
Ludwig Ditting
und Consorten. haben in einer schriftlichen Eingabe
an das Königliche Oberamt Beschwerde darüber geführt, dass der von ihnen auf
ihre Kosten, mit einem Aufwand von 592,25 Mark, neu hergestellte Brunnen an der
Kirche, von der Gemeinde, dem von den Kollegien früher gegebenen Versprechen
zuwider, nicht übernommen und bezahlt werden wolle.
Bei der heutigen Amtseinsetzung des neuen
Ortsvorstehers hat der Oberamtmann den Gegenstand zur Erörterung gebracht. Nach
längerer Beratung und Prüfung der einschlägigen Verhältnisse wird vom
Gemeinderat, mit eingeholter Zustimmung des Bürgerausschusses beschlossen:
1. Für die Abtretung des Brunnens
in das Eigentum der Gemeinde 300,-- Mark anzubieten und sie durch den
Ortsvorsteher über die Annahme des Offerts hören zu
lassen.
2. Ober die Aufbringung der Mittel später zu
beschließen.
Verhandelt, den 7. März 1884 :
Die Abtretung des Brunnens ob der Kirche scheitert
daran, dass ihnen die rechtsförmliche Erwerbung des erforderlichen
Grundeigentums von Friedrich Ditting nicht gelang. Ludwig Ditting verlangt nun
für das Anlagekapital aus 500,-- Mark der solches aus seinen Mitteln bzw. hat,
einen Beitrag der Gemeinde zu Verzinsung des Kapitals von jährlich 24,75 Mark
und für einen seitherigen Zinsverlust von rund 35,-- Mark, weil auch den
Lehrern und Schulkindern sowie den beiden ärmeren, zu einem Kostenbeitrag nicht
herangezogenen zwei Umwohner des Brunnens, Christian Österreicher und Gottlieb
Künstner, die Benützung desselben gestatten wird. Der Gemeinderat
beschließt:
Ohne Anerkennung irgendwelcher Verbindlichkeiten den
Bittstellern den erbetenen Beitrag in Höhe von. jährlich 10,-- Mark mit Wirkung
vom 1. April 1883 an und in stets widerruflicher Weise zu verwilligen und an
Ludwig Ditting ausbezahlen zu lassen.
18. März
1885: Brunnen Nr. 17 (heute
etwa Rathausplatz 13):
Am 18. März 1885 kaufte die Gemeinde östlich des
Hauses Gottlob und Johannes Pflugfelder einen Platz, um auf solchem den
Versuch auf Herstellung eines Brunnens zu machen. Die Nachbarn, insbesondere
auch die Bewohner der Markgröninger Straße, haben sofort auf ihre Kosten die
erforderlichen Grabarbeiten ausgeführt und hatten Glück, eine ergiebige Quelle
zu finden. Sie bitten nun im weiteren, den Brunnen auf
Gemeindekosten herstellen zu lassen. Dem wurde auch entsprochen, da für den
fraglichen Ortsteil (Markgröninger- und Schwieberdinger Straße) ein Brunnen
schon längst ein dringendes Bedürfnis war. Ein Jahr später bezahlt die Gemeinde
an Gottlob und Johannes Pflugfelder 100,-- Mark zum Unterfangen einer Hauswand.
Dieser Brunnen wurde später Im Volksmund "Lippenbrunnen"
genannt.
4. März
1887:
Am 4. März 1887 lag dem Gemeinderat und Bürgerausschuss
ein weiterer Antrag zur Beratung vor. Baptist Bucher und Consorten, 14 Bewohner des unteren Teils der Stammheimer
Straße, bitten in schriftlicher Eingabe um Herstellung eines Brunnens, da das
ihnen zu Gebot stehende Bachwasser nur für das Vieh und auch für dieses nur bei
trockener Witterung, wenn es güllefrei ist, verwendbar. Und das Beischaffen als
Koch- und Trinkwasser von den sehr entfernten Brunnen bei Ludwig Seybolds Haus (Brunnen Nr. 7 - Rosenstraße) oder Jakob
Blanks Haus (Brunnen Nr. 9 - Rosenstraße) sehr beschwerlich sei.
Das Kollegium beschließt, den Bittstellern einen
Brunnen auf Gemeindekosten herstellen zu lassen unter der Bedingung jedoch, dass
sie Ihrem Anerbieten entsprechend die nötigen Grabarbeiten auf ihre Kosten zu
besorgen haben.
5. Mai 1890:
Johannes Lillichs Witwe hat sich erboten, ihren vor zwei Jahren neu
hergestellten Brunnen an der Ludwigsburger Straße (Brunnen Nr. 23 - heute
Hindenburgstr. etwa 43) für die Nachbarschaft mitbenützen zu lassen, wenn ihr,
wie anderen Besitzern von Privatbrunnen eine jährliche Vergütung von 1,70 Mark
bezahlt wird. Das Anerbieten wurde in stets wideruflicher
Weise angenommen.
3. März
1901: Brunnen Nr. 4. (Stammheimer
Str. / Rosenstr.)
In einer Eingabe vom 3. März 1901 suchen Jacob
Knoll und weitere 13 hiesige Einwohner, um Erstellung eines
Gemeindebrunnens an der unteren Stammheimer Straße, gegenüber dem Schafhaus auf
der Südseite des Gartens Parzelle Nr. 172 nach.
Sie würden das Graben des Brunnens auf eigene Kosten
besorgen. Ausmauerung und Aufstellung sowie künftige Unterhaltung des Brunnens
wäre Sache der Gemeinde. Der Platz würde von den Eigentümern Jacob Fr. Motz und
Jakob Pflugfelder, Soldat, Sohn, unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Das
Gesuch ist damit begründet, dass die in dortiger Gegend befindlichen Brunnen
dem vorhandenen Bedürfnis nicht genügen, insofern der sogenannte Jägerbrunnen
(Nr. 2) bei längerem Regenwetter schlechtes Wasser liefere und bei anhaltender
Trockenheit manchmal versage. Letzteres treffe auch beim Seyboldsbrunnen
(Nr. 7) zu, auch sei am letzteren das Wasserholen zur Winterszeit, wenn sich
viel Eis gebildet habe, gefährlich.
Die Kollegien beschließen:
1. Das Gesuch abzuweisen, da ein Bedürfnis nicht
anerkannt werden kann.
2. Wenn dagegen die Gesuchssteiler
auf ihre Kosten den Brunnen graben, ausmauern und aufstellen, also fix und
fertig zum Gebrauch herrichten, würde nach Vorlage einer Kostenzusammenstellung
ein Betrag gegeben und die künftige Unterhaltung des Brunnens übernommen, wenn
sich nach halbjährigem Gebrauch zeige, dass das Wasser brauchbar und nicht
gesundheitsschädlich ist. (Im darauffolgenden Jahr wurde der Brunnen
übernommen).
Am 7. Januar 1902
ersuchen Jacob Truckseß
und weitere 17 Einwohner der Markgröninger Straße, um Versorgung mit Wasser
nach. Als Gründe für das Gesuch sind die weite Entfernung des sogenannten
Lippenbrunnens (Nr. 17) und dessen häufiger Wassermangel angegeben. Die
Bittsteller wünschen die Zuleitung des Sonnenbrunnens in die Markgröninger
Straße.
In der Sitzung des Gemeinderates vom 16. Januar kam
die Angelegenheit zur Sprache. Es wurde dabei von einzelnen Mitgliedern betont,
dass die technischen Untersuchungen in den siebziger Jahren ergeben haben, dass
es unmöglich sei, das Wasser des Sonnenbrunnens ohne treibende Kraft, zur
Markgröninger Straße zu leiten, da das Gefälle zu gering sei. Eine Beschlussfassung
erfolgte nicht, da hierfür beide Kollegien zuständig sind.
Am 20. Januar, also nur 4 Tage später beschweren sich
die Beteiligten beim Königlichen Oberamt, dass auf ihre Eingabe noch kein
Beschluss gefasst wurde. Sie lassen sich darüber aus, dass sie entschlossen
seien "die Sache, wenn nicht anders geholfen werden wolle, auf Kosten der
Beteiligten herbeizuschaffen".
Am 25. Januar 1902
wird nun über die Angelegenheit verhandelt und
zunächst folgendes konstatiert:
„Die Einwohner der Markgröninger Straße sind mit ihrem
Wasserbedarf auf den sogenannten Lippenbrunnen angewiesen. Dieser liegt dicht
an der Hauptstraße und ist von den Beteiligten auf guter, vollständig ebener
Ortsstraße zu erreichen. Die Entfernung vom Lippenbrunnen bis zum letzten Haus
beträgt etwa 230 m. Der Brunnen liefert genügend gutes, gesundes Trinkwasser.
Wenn in der Eingabe gesagt ist, es sei an diesem Brunnen häufig Wassermangel,
so ist dies nicht richtig, da einer der Beteiligten selbst zugeben musste, dass
es in den letzten 6 Jahren nur einmal an einem Abend vorgekommen sei, dass der
Brunnen versagt habe. Lebensgefahr beim Wasserholen ist für die Petenten so wenig vorhanden, wie für die hiesigen Einwohner.
Vor der im Jahr 1885 erfolgten Herstellung des
Lippenbrunnens waren die Bewohner der Markgröninger Straße auf den
sogenannten Maulbrunnen angewiesen und hatten da nahezu einen doppelt so weiten
Weg. Das Bedürfnis zur Erstellung eines Brunnens ist also heute viel geringer
als vor 17 Jahren. Inzwischen sind an dieser Straße nur zwei neue
Wohngebäude erstellt worden. Der Sonnenbrunnen hat nach Ansicht der
Kollegien zu wenig Gefälle, um selbst in die Markgröninger Straße zu laufen.
Die Zuleitung würde also ständige Betriebskosten verursachen, die ganz außer
Verhältnis zu dem vorhandenem Bedürfnis stehen würden.
Es wird deshalb von beiden Kollegien einstimmig
beschlossen:
1. Das Gesuch um Zuleitung des
Sonnenbrunnens auf Kosten der Gemeinde wird abgewiesen.
2. Falls jedoch die Interessenten
auf ihre Kosten ein technisches Gutachten und einen Kostenvoranschlag von einem
geprüften Sachverständigen fertigen lassen und das Gutachten käme zu dem Schluss,
dass die Zuleitung des Sonnenbrunnens ohne treibende Kraft möglich sei, wird
man sich weitere Beschlussfassung vorbehalten.
01. März 1902:
Die Interessenten haben nun die Sonnenbrunnenquelle aufgegraben.
Durch Katastergeometer Schimpf, das Gefälle feststellen und durch
Oberamtsbaumeister Fränkel, einen summarischen Kostenvoranschlag ausarbeiten
lassen. Die Aufnahme hat ergeben, dass das Wasser bis auf etwa 30 m Entfernung
von der zum Brunnen bestimmten Stelle bei Jacob Unkels Haus in der
Markgröninger Straße laufen würde. Mittels eines sogenannten Ziehbrunnens
könnte dann das Wasser bis zu dem bestimmten Platz gebracht werden.
Die Kosten dieser Anlage sind einschließlich 500,--
Mark für Grabarbeit veranschlagt, zu 3.300,-- Mark.
Bürgermeister Pflugfelder hat nun den oberamtlichen
Techniker ersucht, seinen Vorschlag darauf auszudehnen, dass auch
1. In der Ludwigsburger Straße, beim Brenner'schen Haus.
2. Am Mühlweg, beim Weg zum Herrschaftsbrückle
und
3. in der Schwieberdinger Straße,
beim Armenhaus, je ein Brunnen
aufgestellt werden könnte.
Die Kosten für eine derartige erweiterte Anlage würden
inclusiv 600,--
Mark für Grabarbeit, 5.400,-- Mark betragen.
Heute wird nun über die Angelegenheit wiederholt
beraten und dabei kommt hauptsächlich zur Sprache, dass die hiesige Gemeinde in
absehbarer Zeit genötigt sein werde, eine allgemeine Wasserversorgung mit
Hauswasserleitungen unter Benutzung des Sonnenbrunnen oder Kirchbrunnens
einzuführen und dass dann die Ausgaben für die vorstehenden Projekte umsonst
gemacht wären.
Außerdem wird betont, wie schon im Beschluss vom 25.
Januar hervorgehoben, dass das Wasserbedürfnis der Bewohner der Markgröninger
Straße nicht so groß sei, um so einen hohen Kostenaufwand zu rechtfertigen und
endlich führt der Ortsvorsteher noch an, dass der Besitzer der Wasserkraft, Müller Ladner, hier die Absicht habe,
bei Durchführung des Projektes wegen Schwächung seiner Wasserkraft Ansprüche
geltend zu machen.
Es wird deshalb vom Gemeinderat mit allen, vom
Bürgerausschuss mit
7 gegen 1 Stimme beschlossen:
1. Die Einwohner der Markgröninger Straße werden mit ihrem Gesuch
abgewiesen.
2. An den bis jetzt entstandenen Kosten des Geometers und Technikers
übernimmt die Gemeinde die Hälfte unter der Bedingung, dass die Beteiligten die
andere Hälfte bezahlen und das beim Aufdecken der Quelle gemachte Loch sofort
wieder sauber, nach Angabe des Fronmeisters, eindecken.
16. März 1903:
Ein Jahr später, am 16. März 1903 stand die Wasserversorgung des nördlichen Ortsteils
wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderates und des Bürgerausschusses, denn
der Lippenbrunnen der nun sehr stark frequentiert wird, liefert seit einiger Zeit
infolge der mangelnden Winterfeuchte und des Ausbleibens ergiebiger
Niederschläge nicht genügend Wasser, so dass die Bewohner des nördlichen
Ortsteils ihr Wasser teilweise am Maulbrunnen bzw. am Brunnen in der
Wagnerstraße, die beide ziemlich entfernt liegen, holen müssen. Infolge dieser
Kalamität sind einige Bewohner der Markgröninger Straße, wegen der
Wasserversorgung beim Ortsvorsteher wiederholt vorstellig geworden.
Auf Wunsch der Interessenten, welche die Quelle wieder
aufgegraben haben, hat sich Herr Oberamtsbaumeister Fränkel heute hier
eingefunden. Zunächst wurde die Quelle wieder gemessen, sie lieferte heute 20
Liter in 7 1/2 Sekunden.
Nach langer und eingehender Beratung wird auf Wunsch
des Vorsitzenden einstimmig beschlossen:
1. Den Oberamtsbaumeister zu
bitten, in Bälde einen summarischen Vorschlag über die Kosten einer
Hochdruckwasserleitung für den ganzen Ort auszuarbeiten, um Anhaltspunkte für
künftige Beschlussfassung zu haben.
2. Das Wasserholen am Lippenbrunnen mit Fässern zu
verbieten.
Projekt
Wasserleitung
Nach dem beschwerlichen Wasserholen an den Brunnen, hat sich um die Jahrhundertwende die Gemeinde Möglingen,
unter Schultheiß Gottlieb Pflugfelder zusammen mit dem
Oberamtsbaumeister Fränkel, mit der Einrichtung einer Wasserleitung auf dem
Gemeindegebiet befasst.
2. März 1903:
Schon am 2.
März 1903 wurden am Sonnenbrunnen Quellmessungen durchgeführt. Diese
ergaben 20 I in 35 sec = 0,57 I/ sec. Diese Quelle sollte gefasst werden und
dem vorgesehenen Reservoir in der Schwieberdinger Straße, beim heutigen Gebäude
Nr. 23, mittels eines Widders zugeleitet werden.
Dieser Widder hätte von den 0,57 I/sec nur, 0,14 l/sec
hochpumpen können, dies entspricht 12 cbm Wasser in 24 Stunden. Dieses Wasser
war vorgesehen, die Schwieberdinger- und Markgröninger Straße, die keinen
eigenen Brunnen hatten, aus dem Reservoir zu versorgen. Am Rücklauf sollten in
der Markgröninger Straße und der Asperger Straße Ventilbrunnen aufgestellt
werden.
Weiter wurden Im Jahre 1903 Pläne erstellt die vorsahen, dass die Stadt Asperg und
die Gemeinden Heutingsheim, Tamm und Möglingen eine gemeinsame Wasserversorgung
bauen. Hier war der Gedanke zugrunde gelegt, dass das benötigte Wasser aus den
Quellen und dem qualitativ gleichwertigen Grundwasser Im Neckartal bei
Heutingsheim entnommen werden sollte.
Dieses Projekt kam nach kurzen Erwägungen nicht zur
Ausführung. Es wurden dann an der Quelle beim Pfarrhaus (Kirchbrunnenquelle)
Messungen vorgenommen, die eine Ergiebigkeit von ca. 3 - 3,5 I/sec erbrachten.
So wurde der Standort für die Pumpstation in der Rosenstraße und der für ein
Hochdruckreservoir im Gewann Holderpfad festgelegt.
Januar 1904:
Im Januar 1904
wurde ein Kostenanschlag für die Hochdruckwasserleitung mit 80.240,-- Mark
erstellt. Der Hausanschluss betrug je Haushaltung 20,-- bis 50,-- Mark, der
Wasserzins jährlich je Haushaltung 22,15 Mark. Es haben sich von 221
Eigentümern zuerst 52 verpflichtet, an die Wasserleitung anzuschließen und
wenigstens für die nächsten 5 Jahre den Wasserzins zu bezahlen. Im Laufe des
Jahres 1904 haben sich dann bereits 203 Eigentümer verpflichtet.
28. Januar 1905:
So konnte am 28.
Januar 1905 erneut beraten werden: "Oberamtsbaumeister Fränkel hat
nun die notwendigen Pläne angefertigt und legt dieselben vor, er erörtert die
Angelegenheit, namentlich in der Richtung, dass bei der stark schwankenden
Ergiebigkeit der Sonnenbrunnenquelle eine ordnungsgemäße Wasserversorgung nicht
ganz zweifelsfrei sei.
Dem Ortsvorsteher ist nun bekannt geworden, dass seit
der letzten Beratung am 19. Januar 1904 die Stimmung in der Einwohnerschaft und
im Kollegium für die von ihm damals dringend empfohlene Hochdruckwasserleitung
günstiger geworden sei. Er empfiehlt auch heute wieder, dem damals abgelehnten
Projekt zuzustimmen.
Nach längerer Beratung wird abgestimmt mit folgendem
Ergebnis:
Gemeinderat 4 gegen 2 Stimmen, Bürgerausschuss 4 gegen
5 Stimmen. Damit wäre das Projekt wegen mangelnder Zustimmung des
Bürgerausschusses abgelehnt. Vom Bürgerausschußobmann
Georg Jäckh, wird sofort geheime Abstimmung
beantragt und diese auch einstimmig beschlossen. Ergebnis der geheimen
Abstimmung: Für Hochdruckleitung 10 Stimmen, dagegen 5.
Damit ist
nun der Beschluss gefasst worden:
1. Eine allgemeine Wasserversorgung des Ortes mittels Hochdruckleitung
einzuführen.
2. Hierzu die Quelle des
Kirchbrunnens zu verwenden, neben derselben die Pumpstation zu bauen und im
Gewand Holderpfad das Hochreseroir zu erstellen, wie
dies im Plan vom 6. Januar 1904 vorgesehen ist.
3. Dieses Projekt in den Monaten
Februar und März 1906 zur Ausführung bringen zu lassen.
4. Die vom Ortsvorsteher in
vorsorglicher Weise erfolgte provisorische Erwerbung des zum Hochreservoir
erforderlichen Platzes von Kübler - Müller, um 50,-- Mark pro ar zu genehmigen.
5. Jedem Hausbesitzer der sich
während der Ausführung anschließt, soll das Wasser bis an sein Haus geleitet
werden. Die Kosten der Durchbrüche und die Anschlüsse in den Häusern haben die
Hausbesitzer zu tragen.
6. Diejenigen Hausbesitzer, welche
sich nicht vor der Ausführung zum Anschluss bereit erklären, haben bei einem
etwaigen späteren Anschluss sämtliche Kosten allein zu tragen. Ein Anschluss
soll zudem während der ersten 5 Jahre des Bestehens nicht gestattet
werden".
Beschreibung der Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Möglingen
am sogenannten Kirchbrunnen innerhalb Orts, zum Zwecke der Versorgung der Einwohner
mit Trink- und Nutzwasser
„Da die höher
gelegenen Ortsteile in den letzten trockenen Jahren stark an Wassermangel
litten, so beschlossen die bürgerlichen Kollegien in Anerkennung des Nutzens
einer Wasserleitung auch für eine ländliche Gemeinde, nicht nur für die oben
genannten Ortsteile, sondern gleich für den ganzen Ort eine Wasserleitung zu
bauen. Dieselbe soll auch allen Anforderungen des Feuerlöschwesens genügen.
Quellfassung beim sogenannten Kirchbrunnen :
Die Quelle
des sogenannten Kirchbrunnens entspringt mitten im Ort, am Ortsweg
Nr. 9, beim Backhaus Nr. 178 und fließt bisher in die Wette und von da in einem
Graben in den Leudelsbach, welcher weiter in die Enz fließt. Dieses Quellwasser
wurde vom Königlichen Medizinalkollegium als völlig einwandfrei bezeichnet. Die
Quelle ergibt aufgrund von Messungen in den letzten drei Jahren 3 bis 3 1/2
Sek. Liter. Die Fassung der Quelle geschieht möglichst tief im Erdreich,
mittels Rohrleitungen und Sickerungen welche gegen Tagwasserzudrang von oben
durch Lettendichtung geschützt werden. Die Art der Fassung kann erst angegeben
werden, wenn die zur Herstellung der Quellfassung nötigen Grabarbeiten
vorgenommen werden.
Pumpstation und Sammelbassin
Das
Quellwasser wird in einen betonierten, abgedunkelten Sammelbehälter von 86 1/2
cbm Inhalt geleitet und dort von den Pumpen gesammelt. Dieser nebst
Pumpstationsgebäude liegen in nächster Nähe der Kirchbrunnenquelle auf
Gemeindeeigentum, teilweise in der bisherigen Wette, welche dort selbst
aufgefüllt wird. Das Wasser wird mittels einer doppelwirkenden Pumpe von 9 Sek.
Liter Leistung aus vorgenannten Bassin gesaugt und mittels einer 1060 m langen,
15cm weiten Gussrohrleitung in das Hochreservoir gehoben, soweit es nicht
gleich in der Ortsleitung zur Verwendung kommt. Der Antrieb der Pumpe erfolgt
mittels eines Benzinmotors. Der Oberwasserspiegel dieses Bassins wird auf
287,00 NN gebracht und in dieser Höhe liegt auch der Auslauf zur Uberreichleitung.
Überreich
Soweit das
Quellwasser nicht für Wasserversorgungszwecke verwendet wird, wird es vom
Sammelbassin aus mit ca. 0,23 % Gefälle in einer ca. 186 m langen, 15 cm im
Licht weiten Röhrenleitung längs des bisherigen Abflussgrabens ab- und wieder
in diesen bei Gebäude Nr. 212 (Gaststätte
Krone) an der Stuttgarter Straße (heute
Hindenburgstraße) eingeleitet.
Hochreservoir
Das Reservoir
für die Wasserversorgung, nach welchem das Wasser durch einen 150 mm weiten
Gussröhrenstrang gepumpt wird, wird am Feldweg "Holderpfad" auf Parzelle
Nr. 3595/2 erstellt. Das Reservoir wird ganz in Beton erstellt und erhält bei 3
m Wassertiefe rund 204 cbm Inhalt. Der Wasserspiegel des gefüllten Reservoirs
liegt auf 329,05 m über NN. Es wird stets nur so viel Wasser in das Reservoir
gepumpt, als zu dessen Füllung nötig ist.
Wassermenge und Wasserentnahme
Die
Kirchbrunnenquelle liefert wie eingangs erwähnt, durchschnittlich 3 - 3 1/2
Sek. Liter Wasser. Der Leudelsbach selbst führt im Zulaufgerinne
der Mühle der Gebrüder Ladner
(Triebwerk Nr. 22) zu trockener Zeit aufgrund der in den letzten 3 Jahren
vorgenommenen Messungen an einem Quellwasser ca. 5 1/2 Sek. Liter, zur Zeit ca. 7 1/2 Sek. Liter.
Bei einer
Zahl von 1.100 Einwohnern und einem täglichen Maximalbedarf von 80 Liter pro
Kopf und Tag im Sommer (mit Rücksicht auf den großen Viehbestand) ist der
Bedarf an Wasser pro Tag
88 cbm ./ 60 x 60 x 24 = ca 1 l/sec
was eine
tägliche Pumpzeit von ca. 2,7 Stunden erfordern wird.
Unter den
ungünstigsten Wasserverhältnissen würde daher 1/5 bis 1/6 der bei Möglingen im
Leudelsbach gemessenen Wassermengen für die Wasserversorgung entnommen. Zu
normaler Zelt, d.h. wenn keine übermäßige Trockenheit herrscht und daher der
Wasserbedarf einerseits sinkt, andererseits die Wassermenge im Bach sich
steigert, voraus- sichtlich je um 1/3, so ergibt sich ein Entnahmeverhältnis
von ca.
1/13 des Bachwassers.
Diese
Wasserentnahme dürfte nicht mehr besonders fühlbar sein. Eine wesentliche
Bevölkerungszunahme und damit Steigerung des Wasserbedarfs ist für Möglingen nicht
zu erwarten. Das Wasser wird durch Gussrohrleitungen verschiedener Weite in die
einzelnen Straßen und von da in die Gebäude verteilt.
Wässerungsrechte und Werksanlagen :
Die
Wässerungsberechtigten auf Markung Möglingen und Markgröningen, welche von der
geplanten Wasserentnahme aus dem Kirchbrunnen und damit aus dem Leudelsbach
interessiert sind, sind in den beiliegenden, vom Geometer gefertigten
Verzeichnissen aufgeführt.
Als
Werksbesitzer kommen in Betracht:
1. Die ca. 1 km unterhalb der Pumpstation gelegene Mehlmühle, Gebäude Nr. 191 der Bauern Jakob und
Christian Ladner, auf Markung Möglingen (Triebwerk Nr. 22)
2. Die auf Markung Markgröningen, an der Straße Markgröningen - Tamm
gelegene Dreherei, Gebäude Nr. 418 der Johanna Gleiser,
Drehers Witwe und deren 2 Kinder (Triebwerk Nr. 23).“
Gefertigt: Ludwigsburg, den 28. April 1903
Fränkel, Oberamts-
u. Regierungs-Baumeister
24. Mai
1905:
Auch hier war damals ein Genehmigungsverfahren
notwendig. So wurde am 24. Mai 1905 in der Ludwigsburger Zeitung
veröffentlicht, dass die Gemeinde Möglingen beabsichtigt, eine
Hochdruckwasserleitung zur Versorgung des Orts mit Trink- und Nutzwasser zu
bauen. Das hierzu benötigte Wasser soll der mitten im Ort aufspringenden
Kirchbrunnenquelle, die in den Furt- bzw. Leudelsbach mündet, entnommen werden.
Infolge dieser öffentlichen Ausschreibung durch das
Königliche Oberamt haben die Werkbesitzer am Leudelsbach Gebrüder Ladner hier
und Witwe Gleiser in Markgröningen Einspruch erhoben.
Bei einer hier unter oberamtlicher Leitung am 21. Juli 1905
stattgefundenen Verhandlung, wurde mit der Witwe Gleiser
eine Einigung dahingehend erzielt, dass sie gegen eine einmalige Entschädigung
von 300,-- Mark ihre Einsprache zurücknahm.
Mit den Gebrüdern Ladner,
welche eine Entschädigung von 400,-- Mark forderte kam eine Einigung nicht
zustande. Am 7. Oktober d.J. haben zwei Berichterstatter der Königlichen
Kreisregierung die Quelle in Augenschein genommen. Aufgrund dieser Besichtigung
hat die Königliche Kreisregierung mit Erlass vom 17. Oktober 1905 verfügt, dass
die Kirchbrunnenquelle nicht als ein öffentliches Gewässer anzusehen ist und
deshalb die Gemeinde Möglingen als Grundeigentümerin zur Wegleitung eines
Teiles dieses Quellwassers keiner Verleihung und Genehmigung im Sinne des Art.
31 des Wassergesetzes vom 1. Dezember 1900 bedürfe. Der Durchführung der
beschlossenen Wasserleitung stehen nun keine Hindernisse mehr im Wege.
Ein Teil der Einwohnerschaft verhält sich immer noch
ablehnend gegen das Projekt. Die Ablehnung ist hauptsächlich dem ursprünglich
in Aussicht genommenen hohen Wasserzins zuzuschreiben. Die jährlichen
Aufwendungen sind mit 5.200,-- Mark berechnet. Es wird beabsichtigt, diese
ganze Summe durch Wasserzinse aufzubringen. Mit Rücksicht darauf, dass
1. durch die
Hochdruckwasserleitung die früher beschlossene Widderanlage in Wegfall kommt,
die der Gemeindekasse einen jährlichen Aufwand von ca. 800,-- Mark verursacht
hätte.
2. Die Erhebung der Biersteuer
mit einem jährlichen Ertrag von 600,-- Mark nach Einrichtung der Wasserleitung
für die Zinsen der aufzunehmenden Schulden verwendet wird, dürfte nicht mehr
beanstandet werden.
3. Die Unterhaltung der
Gemeindebrunnen künftig in Wegfall kommt. Es erscheint angebracht, dass die
Gemeindekasse auch einen Teil der Jahresausgaben übernimmt.
Der Vorstand
schlägt vor, folgenden Wasserzins zu erheben:
- Für eine Haushaltung von 3 und mehr Personen 10,-- Mark
- Für eine Haushaltung von 1 bis 2 Personen 8,-- Mark
- Für 1 Pferd 2,- Mark
- Für 1 Stück Rindvieh 1,50 Mark
- Gewerbetreibende mit größerem Wasserverbrauch einen Zuschlag von 3,--
bis 10,-- Mark.
Nach dieser Rechnung würde man, wenn sich die Mehrzahl
der Einwohner anschließt, eine jährliche Einnahme von 3.800,-- Mark erzielen.
27. Oktober 1905:
Die Kollegien beschließen in der gemeinsamen Sitzung
am 27. Oktober 1905:
1. Den Wasserzins wie vorgeschlagen festzusetzen.
2. Das Abkommen mit der Witwe Gleiser
zu genehmigen
3. Den Gebrüdern Ladner
folgendes Angebot zu machen:
Die Gemeinde ist bereit, die Wasserleitung bis zur
Mühle zu bauen, was einen Kostenaufwand von ca. 1000 Mark verursachen würde
oder eine bare Entschädigung von 600,-- Mark zu bezahlen.
Für die Arbeiten wurde ein öffentliches Angebot
gemacht, so wurde dann am 15. Dezember 1905 die Vergabe um 10.30 Uhr
vorgenommen.
Die
Arbeiten erhielten:
1. Grabarbeiten für das Rohrnetz Firma Alber, Feuerbach
2. Rohrlegungen Firma Alber,
Feuerbach
3. Installationsarbeiten an Gebäuden
a) Schmied Raiser, Möglingen
b) Kölz u. Sülzle, Möglingen
4. Hochreservoir
a) Unternehmer Johann Knoß
b) Schmied Raiser
c) Zimmermann Zeitter
5. Hydrantenschächte wie Nr. 4
Eisenlieferung :
Gebrüder Lotter, Ludwigsbg.
6. Pumpstation
a) Grab, Betonier- und Maurerarbeiten: Beck und Formir
b) Zimmerarbeiten:
Zimmermann Zeitter:
c) Flaschnerarbeiten:
L. Dangel
d) Schreiner u. Glaserarbeiten: Chr. Frieß
e) Eisenlieferung Gebrüder Lotter
f) Schlosserarbeiten und Blitzableiter Schlosser Kraus
g) Schmiedearbeiten Schmied Sülzle
h) Malerarbeiten Maler Kreeb
Die Preise wurden damals von der Bauleitung
festgesetzt und durch die Höhe des Abgebots erhielten
die jeweiligen Handwerker den Zuschlag.
Die Hausinstallationen wurden an 3 Partien vergeben
1. Partie: 100
Besitzer Raiser, Schmied, Möglingen Hinterkopf, Schwieberdingen Krauß, Asperg
2. Partie: 50
Besitzer Kraus, Tamm Schwinger, Asperg
3. Partie: Rest
Sülzle, Möglingen und Kölz, Ludwigsburg
Die Arbeiten für die Hochdruckwasserleitung wurden von
Januar bis Juni 1906 nach den Plänen
und unter der Oberleitung des Herrn Oberamtsbaumeister Fränkel zügig durch-
geführt. Am 19. und 20. Juni wurde erstmals das Hochreservoir gefüllt.
So konnte am 23. Juni 1906 die
Anlage erstmals in Betrieb genommen werden.
. |
18. Juli
1906:
Auch die Feuerwehr
wurde im Juni durch die Anschaffung von zwei Hydrantenwagen den neuen
Gegebenheiten angepasst.. Mit diesen, von der Firma
Barth, Cannstatt, gelieferten Hydrantenwagen wurde am 18. Juli 1906 die erste
Schauübung durchgeführt.
Nach Fertigstellung der Restarbeiten konnte
Bürgermeister Pflugfelder am 10.
Dezember 1906 dem Staatstechniker für das öffentliche Wasserversorgungswesen in
Stuttgart den Vollzug melden, der die Anlage am 29. Dezember 1906 abnahm.
Damals betrug die Leitungslänge 3090 m, Durchmesser 80
mm - 150 mm außerdem gab es 54 Schächte.
Die Baukosten für die Wasserleitungsarbeiten,
Hochreservoir, Pumpstation, Maschinen, Feuerlöscheinrichtung und Verschiedenes
beliefen sich auf
93.034,34 Mark.
Für die Stelle des Maschinen- und Pumpenwärters wurde
nach öffentlichem Bewerbungsaufruf am 9. April 1906 vom Gemeinderat in geheimer
Abstimmung von vier Bewerbern der Küfer Heinrich Roßnagel gewählt.
1910:
Im Jahre 1910
wurde die Anschaffung einer Pumpe mit
elektrischem Antrieb beschlossen. Die Anschaffung kam jedoch erst 1918 zustande. Während des 1.
Weltkrieges war der Bezug der Kraftstoffe nur mit der Genehmigung des
Generalkommandos Württemberg möglich.
Von 1918, mit Inbetriebnahme der elektrischen Anlage -
wurde die bestehende Anlage bis 1921 nur noch bei Stromausfall eingesetzt.
1929
baute die Fa. Klein, Schanzlin und Becker aus Frankental
in das Gemeindewasserwerk an der Stammheimer Straße (Rosenstraße?) eine
Hochdruck Zentrifugalpumpe ein.
1932
erhielt die Pumpstation einen
neuen Wasserstandsanzeiger
1934
Abriss Maulbrunnen und Neubau „Milchhäusle“ auf
dem Platz.
1938
gab es 72 Hydranten, die an
den Hochbehälter mit 205 cbm Inhalt angeschlossen waren.
Deshalb wurden Anfang 1939 die alten Brunnenstöcke entfernt
und verschrottet.
Durch das starke Anwachsen der Einwohner in den Jahren
nach dem 2. Weltkrieg stieg der Wasserverbrauch so an, dass die Vergrößerung
des Hochbehälters notwendig wurde. Hier musste im Jahre 1950 eine Kammer mit
300 cbm Inhalt an das bestehende Reservoir angebaut werden. Damit stand ein
Speicherraum mit 500 cbm zur Verfügung.
Von 1949 an wurden Verunreinigungen durch Colikeime festgestellt.
1955
wurden im Wasser zahlreiche Colikeime
festgestellt, die auf Verseuchung durch tierische und menschliche Verunreinigungen
hinwiesen.
Durch das Regierungspräsidium Nordwürttemberg,
Stuttgart, wurde eine Inspektion durchgeführt und daraufhin vorgeschlagen, eine
Wasserfassung außerhalb des Ortes zu erstellen.
Mit der Vergrößerung des Ortes wurde am 20.
Februar 1952
beschlossen, weitere
Schieber einzubauen, damit nicht bei jedem Rohrbruch der ganze Ort ohne
Wasser ist.
Inzwischen wurde das Wasserleitungsnetz bis 1952 auf
6260 m Hauptleitung Durchmesser 80 mm - 150 mm und 100 Schächte erweitert.
Um die geplanten Aussiedlerhöfe und Gärtnereien mit
Wasser versorgen zu können, sollte im November 1959 auf Anraten des
Geologischen Landesamtes, beim Anwesen des August Brosi, ein 15 m tiefer Brunnen
gebohrt werden. Dies wurde jedoch nicht realisiert, da bereits mit der Bodenseewasserversorgung
über einen Anschluss verhandelt wurde.
Protokoll des Gemeinderates vom 20. Juni 1960:
Wasserversorgung
für die Aussiedlerhöfe und Wasserversorgung im allgemeinen.
Der Bürgermeister gab dem Gemeinderat einen Bericht
über die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Wasserknappheit zu beheben.
Im Einvernehmen mit dem Wasserwirtschaftsamt wurde der
Wünschelrutengänger Arthur Mürdter aus Ebersbach
bestellt, um die Markung nach Wasservorkommen abzusuchen. Nach Ansicht von
Herrn Mürdter ist die Aussicht Wasser zu finden, am
besten in der Nähe der neuen Schule. Im Einvernehmen mit dem Bauausschuss
erhielt Herr Mürdter den Auftrag, bei der neuen Schule einen Brunnen
auszuschachten. Mit den Arbeiten soll möglichst bald begonnen werden. Als
weitere Maßnahme zur Behebung der Wasserknappheit müssen die Saugstützen im
jetzigen Sammelschacht verlängert werden. Wegen dem Einbau eines
Kontaktschalters soll mit Elektromeister Haist
Rücksprache genommen werden.
Der Einwohnerschaft wird ab sofort verboten, Gärten
und Straßen mit dem Schlauch zu gießen. Das Gießen von Zierrasenflächen wurde
bis auf weiteres ganz untersagt.
Die Versorgung der Aussiedlerhöfe mit Wasser erfolgt
durch den Anschluss an das Ortsnetz in der Stammheimer Straße, bei Otto Reichert. Nach eingehender
Aussprache beschließt der Gemeinderat, die Leitung in einer Nennweite von 150
mm zu verlegen. Diese Weite ist erforderlich, um einen vorgesehenen
Hochbehälter (Turm) auf die Stammheimer Höhe bauen zu können.
Der Bürgermeister gab dann noch bekannt, dass die
Bodenseewasser- versorgung auf Wunsch der Gemeinde
zwei Anschlussstutzen einbaut und zwar einen auf der Höhe der jetzigen
Hochbehälter und einen zweiten, mit dem dann der vorgesehene Hochbehälter auf
der Stammheimer Höhe günstig angeschlossen werden kann. Der Gemeinderat erteilt
zu den getroffenen Maßnahmen seine Zustimmung. Die Behandlung des Wasserpreises
wird bis zur nächsten Sitzung zurückgestellt".
Ende 1960
wurde dann der Brunnen
bei der Hanfbachschule gebohrt, so dass im Februar die Schüttung der Quelle
11 I/ sec betrug. Das Wasser war chemisch und bakteriologisch einwandfrei.
Daraufhin wurde die Pumpstation bei der Hanfbachschule erstellt und an die
Wasserversorgung angeschlossen, so dass 1966
die Kirchbrunnenquelle außer Betrieb genommen werden konnte.
8. Juni
1962:
Wegen der anhaltenden Wassernot wurde am 8. Juni 1962
beschlossen, dass sämtliche Gebäude bis zum 1. 1. 1964 mit Wassermessern
zu versehen sind.
15. Oktober
1962:
Durch Zunahme der Bevölkerung und der Erschließung
höher gelegener Baugebiete wurde für eine festgelegte Hochdruckzone der Bau des Wasserturms, nach den Plänen von Architekt Kessler, am 15. Oktober
1962 beschlossen und am 4. Februar 1963 an die Firma Ludwig Bauer vergeben.
September
1964:
Der Wasserturm mit der nötigen Zuleitung zum Hochbehälter,
dem Ort und zu den Aussiedlern, wurde im September 1964 in Betrieb genommen. Auf Verlangen der Bodenseewasserversorgung,
mit dem Anschluss sollten auch automatische Schieber eingebaut werden, wurde ein
entsprechender Beschluss am 6. September 1965 gefasst.
Die Anschlussquote an die Bodenseewasserversorgung
wurde mit 6 I/sec beschlossen. Der Antrag auf Erhöhung der Beteiligungsquote
auf 36 I/sec wurde im Dezember 1965 gestellt.
Im Herbst 1967:
wurde für die geplante Erschließung des Baugebietes
"Löscher" und des Gewerbegebietes "Ob den Schloßgärten"
die Wasserleitung vom Wasserturm bis dorthin verlegt.
Am 10. Februar
1969 hatte die Hanfbachquelle noch eine Schüttung von 3,0 I/sec. Die
Quellschüttung ging 1971 bis auf 1,53 I/sec. und 1976 auf 1,76 I/sec. zurück.
Da dieses Wasser eine hohe Härte aufwies, wurde die Quelle 1978 außer Betrieb genommen und wird hier für eine
eventuelle Notversorgung in Reserve gehalten.
Beim Ausbau der Ortsdurchfahrten in den Jahren 1975 -
1978 und beim Ausbau der Ortsstraßen in den folgenden Jahren, wurden die alten
Wasserleitungen erneuert und vergrößert.
1975 - 1976 wurde nach teils unterschiedlichen Meinungen im
Gemeinderat ein neuer Erdhochbehälter
beim Wasserturm mit zwei Kammern von je 2500 cbm Inhalt erstellt und zum
Ort, entlang der Stammheimer Straße eine Wasserleitung Durchmesser 400 mm - 500
mm verlegt. Eine Fernübertragung zum Rathaus wurde 1978 eingerichtet, so dass
jederzeit die Kontrolle über die Wasserversorgung möglich wurde.
Beim Großbrand eines Kühlhauses vom 10. - 13. März
1981, hat sich die Größe des neuen Behälters und die
Vergrößerungen der Anschlussleitungen als richtig erwiesen. So konnte
zusätzlich eine Pumpanlage aus dem Hochbehälter der Niederdruckzone in die
Leitungen der Hochdruckzone Wasser pumpen und so zur Brandbekämpfung beitragen.
1984
wurde ein dritter Anschluss an die Bodenseewasserversorgung
erstellt. Hier wird unabhängig vom Ortsnetz die Württembergische Weingärtner-Zentral
Genossenschaft versorgt, so dass auch hier der Engpass in der Hochdruckzone
während der Weinlesezeit im Herbst, behoben werden konnte.
Das Leitungsnetz der Gemeinde Möglingen beträgt nach
dem jetzigen Stand
Hochzone 13.750 Ifm
Niederzone 22.400 Ifm
Gesamtlänge 36.150 Ifm
mit einem Durchmesser zwischen 500 mm - 100 mm und 515
Schächte.
Der Wasserbezug geschieht nur durch die
Bodenseewasserversorgung, so dass immer eine gleichbleibende Wasserqualität
gewährleistet ist.