Die ehemalige Möglinger Mühle
ehemals
Gebäude Nr. 197 - heute Asperger
Straße Nr. 18
[Bild]
Die
Möglinger Mühle wurde im Jahr 1453
zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Es darf
aber angenommen werden, daß sie viel älter ist.
Um 1470
war ein Hanns Härtlieb hier Müller, er zinste dem Herzog von Württemberg aus
seiner "milin, Huß, Hofäckher und Wyßen [Mühle, Haus, Äckern die zum
Haus gehören und Wiesen] 11 Gulden 3 ort" .
1522
ebenfalls in einem Lagerbuch ist zu lesen: Conrat Miller, zinßt jerlich auß
seiner mill,
uff Martini zwey Genns
uff Johannes aptista zwey junge Hiener
uff Weyhenacht Ain Millkuchen
uff Austernn (Ostern) 50 Ayer
1561
Ist als Müller Bernhart Hertlieb genannt. Damals gehörten zu der Mühle, - des
Aigenthumb und lehenschaft der gaistlichen Verwaltung zu Gröningen zusteht -,
'Die Mülin sampt der Scheüren, zwischen des Spitals von Schorndorf Hoffgüter
und dem gemeinen Weg am Bach gelegen, stoßt unden auf sein selbst garten und
oben auf Jerg Reichartz ackher. 1 Morgen Gartens ungever bey der Mülin Dar
Zwischen der Mülbach fleußt Einseltz an Deß spitals zu Schorndorf Hoffgüter,
anderseitz an dem gemeinen Mühlweg gelegen Stoßt unden uff Michel Engelhartz
und Othmar Heppen Hofwiesen und oben den Mülbach".
1605,
also 44 Jahre nach dieser Lagerbucheintragung verkauft ein Bernhart Hertlieb die
hiesige Mühle. Wahrscheinlich ist er derselbe, welcher schon 1561 als Müller genannt wird, oder dessen gleichnamiger Sohn.
Dieser Kauf wurde am 8. Feb 1605 in
das Möglinger Kaufbuch eingeschrieben: „Bernhart Hertlieb Miller in
Möglingen verkauft gegen Jerg Kienzlin sein Milin, Bomgarten, Hofraitin, Stall
mitsampt aller Zugehörung, was in der Milin Nied und Nagel hept und was zum
Mühlenwerkh gehörig ist, mit sampt aller Beschwerdt und ist hierumben der
Khauf und Verkhauf beschehen und zuogangen umb und für Zweytausendt und Sieben
Hundert Guldin. Baran Zweytausendt Gulden und dann fürohin alle Jahr auf
Pfingsten erlegen und bezahlen 120 Gulden und das erste Jahrzihl uf Pfingsten
Anno 1606."
Der
alte Müller Bernhart Hertlieb blieb in Möglingen, er kaufte am 7. Mai 1605 von Leonhardt Schaudin Bürger allhier eine Behausung,
Hofraitin, ein halb Kernlin sampt einem kleinen Gärtlin, alles an und
beyeinander, zwischen Bernhardt Zehen und Peter Hirschmann. Solche Stück und
Güter sind allerdings zinsfrey ledig und aigen. Umb 470 Guldin.
Die
Hertliebs sind wahrscheinlich alteingesessene Möglinger Bürger gewesen. Den
ältesten Nachweis finden wir In der Alt Württembergischen Urbar 1344
unter Graf Eberhard des Greiners; - "der jung Hertliep gilt 5 Hünre uz aim
Garten lit an dem burgstal". Diese Aufzeichnung bestätigt gleichzeitig eine
abgängige Burg In Möglingen. In der gleichen Urbar hatte ein weiterer Hertliep,
dessen Vornamen ebenfalls nicht genannt wird, einen der fünf hiesigen
Kellereihöfe inne, der damals in den drei Zelgen 119 Morgen bewirtschaftete.
Nimmt man an, dass der um 1522
genannte "Conrat mille, mit dem Nachnamen nicht Müller sondern Hertlieb
hieß, dann wäre die Mühle von 1470 bis
1605, also mehr als 130 Jahre Im Besitz der Hertliebs gewesen. Der Name
Hertlieb ist mit dem Müller Bernhart Hertlieb in Möglingen erloschen, er starb
vor dem Jahr 1614 möglicherweise kinderlos, im ältesten hiesigen Kaufbuch
(1592 - 1633) wird außer dem Müller kein weiterer Hertlieb genannt.
Der
neue Müller Georg Kienzlin, welcher 1605
die Mühle gekauft hatte. fühlte sich scheinbar in der Mühle am Leudelsbach
nicht wohl. denn schon drei Jahre später gab er sie an seinen Schwager Michel
Auracher. Jörg Kienzlin und Michel Auracher sind Tochtermänner der Hanns
Zainers Witwe (Eintragung am 7. 0kt 1600) Als Schwäger haben sie vermutlich
einige Jahre gemeinsam in der Mühle gearbeitet und Auracher hat schon 1608
die Mühle übernommen Diese Abmachung wurde aber erst am 18. Jan 1614 in das
Kaufbuch eingeschrieben:
Kauf und Verkauf
Jörg
Kienzlin Bürger allhier hat für sich und seine Erben verkauft gegen Michel
Auracher, seine von Bernhart Hertlieben seeligen erkaufte Mahlmühlin, Bomgarten,
Hofraitin und Ställ, sampt aller Zuogehörung in der Mühlin was zum
Mühlenwerkh gehörig, auch Nied und Nagel hept beneben auch daruff stehender
Beschwernuß (Abgaben) nach laut des Mühlbriefs. Hierumben der Kauf zuogangen
und beschehen für und umb Zweytausend und Achthunden Guldin. Daran paar
Zweytausend Dreyhundert und Vierzig Gulden. Darnach Jahrs auf Pfingsten
Einhundert und Zwanzig Gulden und das erste Zihl auf Pfingsten Anno 1608.
In
obgemeltem paaren Gelt hat Michel Auracher Ihme Kienzlin den vierten Theil von
seinen Schwieger anererbten Hof übergeben, so angeschlagen umb
Eintausendvierhundert Gulden. Item dem Stallmeister zuo Stuttgarten Christoph
Haugwitzen Zweyhundert Gulden" Weiter gehn Gröningen In die Gaistllche
Verwaltung Einhundertfünfzig Gulden. Ferner in solche Verwaltung Vierzig
Gulden, item dem Hailigen allhier Vierzig Gulden. Weiter erstgeschriebenem
Hailgen Dreyßig Gulden. So dann in das Allmosen gehn Schwiebertingen
Zweyhundert Gulden, Ferner hat Jörg Kienzlin von dem Michel Auracher bey dem
Müller so die Mühlin erstanden Zweyhundert Gulden eingeben, welche er in sein
des Müllers Abzug wieder erstatten muß. Item so hat Michel Auracher, Geörg
Kienzlin ein Viertel Weingart in Sauweingarten umb Fünfzigsieben Gulden,
angeschlagen und übergeben. Die übrige und restierende Jahrzihl, deren
noch Vierhundert und Sechzig Gulden gewesen, hat der Kaifer von Anno 1608 bis
Pfingsten 1611 dem Verkaifer richtig erlegt und bezahlt, welches der Verkaifer
bei Einschreibung und Ablesung dis Kaufs für bekannt angenommen, Und ist dieser
Kauf vor Schulthaiß und Waisengericht für rechtmäßig erkannt worden auf den 18 January 1614"
Wie es
dem Müller Auracher In dem bald danach beginnenden Dreißigjährigen Krieg
erging ist nicht bekannt Die Mühle lag damals vollkommen schutzlos und allein
am "Mühlweg", etwa 600 m nördlich vom Ort. In Möglingen sind in
dieser schrecklichen Zelt weit mehr als zwei Drittel der Einwohner
durch Kriegseinwirkungen, Hunger und Pest umgekommen. In den Jahren von 1628
bis 1633 war in Möglingen ein Georg Kienzlin (geb 1566 gest 8. April 1633)
Bürgermeister, es darf wohl angenommen werden, dass es der ehemalige Müller
war.
Möglinger Wasser für den Ludwigsburger Marktbrunnen [mehr]
Im
Jahre 1726 war Caspar Siglin in
Möglingen Müller, ihm gehörte die Mühle In dieser Zeit war die Versorgung
der neu entstehenden Stadt Ludwigsburg mit frischem Wasser, ein großes Problem,
um welches sich der Stadtgründer Herzog Ludwig persönlich kümmerte Sein
Baumeister Johann Leonhard Frey fasste den kühnen Plan, von der Möglinger
Mühle an bis zum Marktbrunnen in Ludwigsburg eine Wasserleitung legen zu lassen
In ihr sollte frisches Wasser nach Ludwigsburg fließen, welches von Quellen im
oberen Leudelsbachtal, zwischen Möglingen u Markgröningen, mit natürlichem
Gefälle, in zusätzlichen Leitungen zunächst in eine gemauerte Brunnenstube
bei der Mühle fließen sollte (Herr Albert Kleemann berichtete im Dez. 1968 in Hie
gut Württemberg ausführlich über dieses Vorhaben) Als Wasserleitungsrohre
wurden durchbohrte Baumstämme, sogenannte "TeicheI", verwendet.
Baumeister Frey ließ unweit der Mühle auf dem Wollenberg einen kleinen Turm
bauen, in welchen das Quellwasser der Brunnenstube mittels einer Maschine
(Druckpumpe) hoch gepumpt werden sollte Zwei hölzerne Kolbenstangen waren am
Wasserrad befestigt; sie bewegten die beiden Kolben abwechselnd hin und zurück
in „zwei mößernen Stiefeln" (Maschinenteile aus Messing, die Zylinder
der Pumpe). Von der Mühle bis zum Wasserturm
wurden des starken Drucks wegen 4 1/2
Schuh lange „eyßerne Bronnenteichel" gelegt, die in Königsbronn
gegossen wurden.
Ein
kleines Gebiet unweit östlich der Möglinger Katholischen Kirche bekam ab jener
Zeit die Flurbezeichnung
"Beim Wasserturm".
Weil
nun aber die geringe Wasserkraft des Leudelsbaches nicht ausreichte, um gleichzeitig
die bisherige Mühle und das neue Wasserwerk antreiben zu können, wurde auf
Herzoglichen Befehl die Mahlmühle stillgelegt und am 30
Sept. 1727 für das Möglinger Wasser=Werk offiziell ausgelößt
(beschlagnahmt). Der Herzog bot dem Müller Siglin die Papiermühle in Berg bei
Stuttgart an und versicherte Ihm diese zu einer Mahlmühle umbauen zu lassen.
Siglin mußte am 18 Aug 1732 mit
seiner Familie die Möglinger Mühle verlassen obwohl er bat, so lange wohnen
bleiben zu dürfen, bis Ihm eine gerechte Entschädigung entrichtet werde. Den
versprochenen Umbau der Berger Mühle musste er selbst bezahlen. deshalb
verkaufte er viele Güter in Möglingen Die Regierung hatte Caspar Siglin ein
lebenslängliches Recht auf die Berger Mühle zugesagt. trotzdem mußte er sie
bald wieder verlassen. Er zog dann auf die Mühle in Kornwestheim, von wo aus er
noch im Jahre 1755 einen Schadenersatzanspruch an die Regierung stellte. Dieser
wurde jedoch mit der Begründung zurückgewiesen; man habe schon im Jahre 1732
mit ihm Abgerechnet, was er durch seine Unterschrift bezeugt habe. Die Bezahlung
der Baumaßnahme durch den Herzog lag sehr im Argen u verzögerte dadurch immer
wieder deren Fortgang. So klagte am 28 Aug.1732 der herzogliche Baumeister Frey; "die nöthigen
Gelder und erforderlichen Materialien seyen Ihm nicht angeschafft worden"
Am 12. 0kt 1732 reklamierte er; "daß bei der Möglinger Wassermaschine
für eine etwaige Reparatur nicht das geringste Holzwerkh vorräthig sey. man
solle eine Aiche u eine Hagenbuche nach Möglingen schaffen lassen" Im Feb.
1733 lieferte dann der Leonberger Forstmeister 3 Hagenbuchenstämme. Im Jahr
1734 ist Baumeister Frey gestorben An seine Stelle trat Baumeister Weysinger. Am
5.Juli 1735 klagten der Zimmermann
Hanß Jerg Göhring und 11 Taglöhner aus Ludwigsburg, Pflugfelden, Möglingen,
Sachsenheim und Münchingen, auch Fuhrleuth des Möglinger Bronnenwesens, sie
hätten noch 250 Gulden anzusprechen.
Hanß
Jerg Göhring wurde von der Gnädigsten Herrschaft. Als Brunnenmeister auf dem
"Möglinger Brunnenwerkh" auf- und angenommen Als aber im Herbst 1738
die Möglinger Wassermaschine abgebrochen wurde, ging er nach Karlsruhe. Von
dort aus bat er am 15. Sept. 1741 ihm seinen rückständigen Verdienst und
Taglohn mit 33 Gulden 40 Kreuzern nach so langem Anstand gnädigst verabfolgen
zu lassen.
Allergrößte
Noth und Armuth habe Ihn nach Karlsruhe getrieben um dort ein Stück Brod zu
suchen. Er bat wenigstens um die Hälfte seines Lohnes, damit er den Hunger von
Weib und Kinder stillen könne.
Der
Architekt Schwegler wurde von der Fürstlichen Renthkammer beauftragt, das
Möglinger Wasserwerk zu untersuchen. Er berichtete am 1. Dez. 1738: "Von Ludwigsburg aus bin ich der Teichellage nach
geritten und gefunden, daß alle Teichei. sowohlen hölzerne als eyßerne von
dem Osterholzwald an bis zur Möglinger Mühle ausgegraben und dem Vernehmen
nach die noch brauchbaren hölzernen in den Thier- und Fasanengarten sollen
gebracht. Die unbrauchbaren aber seyen auf einen anderen Orth verschleppt
worden. Auch stehet noch unweith dieser Mühle ein kleiner Thurm auf der Höhe,
worauf das Wasser hat sollen getrieben. und von da aus wiederum herunter und auf
Ludwigsburg geführt worden. Die so kostbaren Stiefel (Pumpenkolben aus Messing)
und eyßernen Teichel hat die Stadt Ludwigsburg an sich gezogen und in
Verwahrung genommen.
Auch
ist der Caliber der eyßernen Theichel zu weith. Was aber die Möglinger Mühle.
darinnen die unbrauchbare Maschine eingeleget ist belange, wurde die Mühle dem
Müller Hirth am 22 Okt.1738
übergeben. So soll sie wirklich zu einer Mahlmühle wiederum angelegt werden.
Jedoch dürften dem Müller zu völliger Verfertigung ungefähr noch 50 Gulden
fehlen, solche vollends gangbar zu machen. Scheint aber. daß er solche der Zeit
nicht wisse aufzutreiben, sie aber zu seinem eigenen Schaden nicht so lange
stilliegen lassen kann"
Wer war nun rechtmäßiger Eigentümer?
Im Dez.
1741 kam es zu einem Streit zwischen dem Magistrath der Stadt Ludwigsburg und
der Fürstlichen Renthkammer über die Eigentumsverhältnisse. Die Herren der
Fürstl Renthkammer erklärten, Herzog Eberhard Ludovicus habe noch zu seinen
Lebzelten das gantze Bronnenwerkh mit sämtlichen Zugehören der Stadt
Ludwigsburg geschenkt. Ludwigsburg nahm wohl oder übel dieses Kuckucksei an,
Die vorsichtigen Stadtväter ließen
jedoch am 12. Dez. 1741 in den
abschließenden Handel den Zusatz aufnehmen „Die darauf lastenden Schulden
sind biß anhero nicht abgestoßen, welche von Fürstlicher Renthkammer zu
bezahlen stehen".
Die
Schulden der ersten Ludwigsburger Wasserversorgungsanlage hat aber die
Fürstliche Renthkammer bis heute noch nicht bezahlt, obwohl das Geld dazu
sicherlich vorhanden gewesen ware, denn der Herzog ließ die Möglinger Mühle
im Jahr 1742 verkaufen (Eintragung Im
Möglinger Kaufbuch)
“Auf
Hochfürstliche Gnädigste Ratification verkauft der Herr Rentkammer
Expeditionsrat Vogt Christoph Friedrich Leibius in Conförmitat des 11. July an
ihne erlassenen Hochfürstlichen Gnadigsten Befehls, an Jacob Käferlen Bürger
und Müller in Backnang eine vormalen zu dem Ludwigsburger Stadt – Bronnen -
Wesen ausgelöste Mahl - Mühlin auf Möglinger Markung mit Gebaud- und
Mahlwerkh wie beides dermalen beschaffen ist In gleichen einen Scheunenplatz
dabey, sodann einen Morgen Gartens ohngefehr, wodurch der Mühlbach fleußt,
alles an und beyeinander, nach Möglingen steuerbar und gibt zur Kellerey
Gröningen jährlich auf den Termin Martini zu Ewig ohnabläßlicher Gült auf
den Casten zu Iyfern und gewahren,
Roggen:
vier Scheffel
Guten
Kernen: vier Scheffel
In
gleichen nach dem Lägerbuch alte Beschwerdten auf die Verfall - Zeit und zwar
in die ermelte Kellerey:
Gännß:
zwey Stück
Junge Hühner: zwey Stück
Mühlkuchen: ein
Stück
Ayer:
fünfzig Stück
In die
Gaistliche Verwaltung Gröningen Geld - Vierzig drey Kreuzer-
Gännß:
zwey Stück
Junge Hühner: zwey
Stück
Mühlkuchen:
ein Stück
Ayer:
fünfzig Stück
Und
dann zum Hailigen zu Möglingen auch jährlich und ewig Geld Vierzig drey
Kreuzer.
Mit
diesen weiteren Conditionen, daß dem Käufer erlaubt seyn solle neben dem
vormaligen Trillis in der Mühlin nunmehro zwey Wasserräder zu haben, wovon
derselbe das eine zu einem weiteren Mahlgang auf seine Gasten stellen darf und
muß, dargegen er schuldig und verbunden ist, das Wasserradt nun einen Schuh
niederer zu richten, um dardurch deme von der Commun Möglingen geklagten
Wasserschaden an ihren Wiesen abzuhelfen. Nicht weniger hat der Käufer von dato
an Steuer und Gülten zu übernehmen und Präsumieren. Was aber bis zu seinem
Einzug verfallen ist, gehet den bisherigen Müller Ludwig Hirten an. Und ist der
Kauf wissentlich und wohl bedächtig geschehen und vorgangen um 1520 Gulden,
Sage: Fünfzehnhundert und zwanzig Gulden, Und zwar gleich Paar daran zu
bezahlen 1020 Gulden. Die übrigen 500 Gulden aber sollen jährlich Zihls =
Weise auf Johannis Baptista und 1743 erstmals mit 100 Gulden bezahlt, mithin in
einer 5 jährigen Zeit vollkommen bezahlt werden. Weiter wird dem Käufer
angedingt, daß er von Kernen, Gersten und Kleyen das sechzehende Theil haben
und sich damit begnügen lassen, übrigens aber muß er sich durchgehendt nach
der Hochfürstlichen Mühl- und Müllerordnung richten.
Nicht
weniger wann von Commun wegen der Wetten = Bronnen und Graben ausgebutzt werden.
worunter der Graben bey den Krautgarten bis zum Sonnenbronnen mit verstanden,
für die Fröhner als dann Vier Laib Brod verabfolgen. Hingegen den Graben vom
Pflugfelder Weg bis zu der Mühlen hinab auf seine Costen räumen solle.“
Ferner
muß der jetzmalige Käufer, wann ihme der Kauf verbleibt zu Möglingen sich
Bürgerlich einkaufen. Dieser Contract aber wird gnädigst befohlener Maßen zur
nochmaligen Subhastation unter Vorbehaltung des letzten Streichs für Gnädigste
Herrschaft exponiert.
Signatum
den 26. July 1742
Renthcammer
Expeditionsrat Vogt, zu Grönlngen als legitimiener Verkäufer
Friedrich Christoph Leibius,
Käufer: Jacob Käferlen
Dieser
Mühlkauf ist nun nochmal in die Nachbarschaft ausgeschrieben und die
Kaufliebhaber am 9 May 1743 zu einem
öffentlichen Verkauf eingeladen worden: "Der Aufstreich ist wie zuvor
Zehen Gulden Paar. Hierauf nun wurde ein brennendt Lichtlein aufgesteckt, da
dann folgende Streich geschehen:
1.
Ludwig Hirt also und dergestalten, daß er die 1020 G Paar erlegen und 500 G in
Zihlen
2.
Ludwig Schwäble schlägt auf den Käferlenischen Kauf auf: 1520G.=10G
3. Jacob
Käferlen gleichfalls auf seinen Kauf 10 Gulden
4.
Ludwig Hirt schlägt auf sein obiges Offenum noch weitere 10 Gulden
5
Arnoldt von Gemmrigheim auf Käferlens Kauf 10 Gulden.
Nach
dem Käferlichen Contract hat nun Leonhardt Arnoldt Müller von Gemmrigheim die
Mühlin erhalten um 1550 Gulden und zwar Paar 1050 G. und in Zihlen 500 Gulden.
Bey
diesem Mühlkauf ist noch Expresse anzuhängen und einzuverleiben daß jeder
Müller schuldig und verbunden: Alle Samstag Abend um 3 Uhr das Mahlen
einzustellen und das Wasser ob der Mühlen bis Sonntag Abends um Drey Uhr zu des
Wässern des all hiesigen Wieswachses dahinden zu lassen und deßwegen sich
niemalen darwider zu setzen noch movieren.
Schultheiß, Amtsverweser und Richter.
Jacob
Pflugfelder
Georg
Motz
Hannß
Jacob Beißer
Hannß
Jerg Blank
Lorentz
Maisch
Hannß
Jerg Reichert
Joh.
Georg Pflugfelder
Johannes Winterlin
Noch am
gleichen Tag bittet der Müller Arnoldt. sowohl Ihme als auch seiner Hausfrau
Maria Elisabetha das Bürgerrecht angedeyhen zu lassen Dies wurde ihnen von sämtlichen
Gerichtsverwandten (Gemeinderat) zugesagt. sobald er das gewöhnliche
Bürgergeld für ihn 8 und für sie 4 Gulden dem Bürgermeister = Amt reicht und
wenn er ein Testimonium (amtliches Zeugnis) beibringt. daß er von der
Leibaigenschaft gäntzlich befreyt ist und folglich deswegen Schutz und
Bürgerrecht suchen kann wo er will. Auch solle er all dasjenige was einem
Bürger zukommt präsumieren (annehmen). Insonderheit aber gegen der Obrigkeit
sich ehrerbietig, gehorsam und friedfertig erweisen und bezeugen.
Am 4.
Sept 1755 beklagt sich der Bauer Balthas Pflugfelder, der Müller Arnoldt
habe durch sein Geflügel ihm auf seiner Wiesen Bey der Mühlen in dem Ömbd
=Graß solchen Schaden verursacht. daß der eingenommene Augenschein den Schaden
auf einen Gulden astimierte (schätzte) Dahero er Müller solches gegen dem
Pflugfelder abzutragen auch für den Augenschein den Urkundts=Personen a 10 also
20 Kreuzer zahlen solle.
Der
Müller Arnoldt hat in den 15 Jahren in denen er hier war, einen zweiten
Mahlgang eingerichtet. Ebenfalls hat er die Mühle. die vordem niedriger war,
aufgestockt (vermutlich heutiger Zustand) Diese Verbesserungen haben nun dazu
geführt, daß am 1. Juni 1758 die
Mühle neu taxiert und der würklich vorseyende Steuersatz wahrgenommen wurde.
Um nun
hirinnen auf einen gewissen Grund zu kommen. so hat man In den Steuerrevisions
Actis nachgeschlagen und in dem bey der Gröninger - Stadtschreiberey -
RegIstratur lIegenden Hochfürstlichem Befehl vom 26 Okt 1740 welcher des
Inhalts Ist: Daß die Mühle solange sie gnädigster Herrschaft (Herzog)
angehöre um den Steuerwert von 1000 Gulden veranschlagt werde. Wann sie aber
wieder in Manus Privatorum (Privatbesitz) käme, sie wieder nach dem Anschlag
vom Jahre 1732 mit 1495 Gulden in die Steuer gelegt werden solle.
Weil
nun aber die Mühle durch den Umbau und den zweiten Mahlgang beträchtlich
verbessert wurde und dahero eine Erhöhung des Anschlags ganz billig ist, so hat
man nach reiflicher Überlegung auf die bisher 1495 Gulden noch 4 Simmry Kernen,
4 Simmry Roggen und 130 Gulden zugelegt, folglich die Mühlin und Zugehört for
nun an mit 1625 Gulden Kapital versteuert wird.
Schultheiß und Steuersetzer zu Möglingen
Johannes
Wintterlin, Georg Motz Johannes Glück, Jacob Beißer
Am 8
Juli 1758, also schon fünf Wochen nach dieser Steuererhöhung, hat der
Müller Leonhardt Arnoldt die Mühle um 1910 Gulden an Johann Jacob
Österreicher verkauft. Auffallend ist, daß die Mühle von nun an sehr oft
ihren Besitzer wechselte. Aus welchem Grund auch immer. Vermutlich haben die
meist auswärtigen Käufer von einer Mühle im fruchtbaren Strohgäu mehr
erwartet und sind, bedingt durch die geringe Wassermenge des Leudelsbaches,
nicht auf die erhoffte Leistung gekommen. Um so mehr ist zu bewundern, daß in
über 450 Jahren das beruhigende Klappern der Mühle immer wieder die Stürme
der Zeit überdauerte.
Aufstellung aller
bekannten Mühlkäufe:
22.
Dez. 1758 Joh. Jacob
Österreicher verkauft die Mühle an Albrecht Käferlen, Müller von
Unterweisach um 2300 Gulden.
1761
Albrecht Käferlen verkauft die Mühle an Johann Georg Rleger von Lautern Sulzbacher
Amts um 2400 Gulden.
14.
April 1787
Vorheriger Besitzer Nägele Müller in Birkmannsweiler verkauft die Mühle an
Jacob Friedrich Sack um 3700 Gulden
6.
April 1797 Jacob Fr
Sack vermacht seine Mühle seinem Weibs Schwester Sohn Jacob Fritz von Adelberg
3.
Feb.1817 Jacob Fritz
verkauft die Mühle an seinen Schwiegersohn Imanuel Weizäcker um 2000 Gulden.
13. Sept. 1822
im Möglinger Gerichtsprotokoll:
Da
gegenwärtig der Müller Imanuel Weizäcker den Mühlbach am Dorf bis zur Mühle
so ungeheuer tief und viel breiter als von jeher machen lässt, so beschwerte
sich heute -Johannes und Paul Pflugfelder als Nebenlieger mit Schorndorfer
Hofwiesen zuerst über die allzubreite u. unnöthige Vergrößerung des Baches,
aber auch deswegen, weil ihnen mehrere Weidenbäume weggehauen und dadurch die
Grenze der Wiesen verlegt worden seye. Sie bitten den Müller Weizäcker sein
gewalthätiges brutales Wesen bei Strafe niederzulegen und da sie wissen daß
ihre Wiesen das Meß nicht mehr haben, so verlangen sie, sowie sämtliche
Nebenlieger, daß die ganzen Schorndorfer- und Adelberger-Hofwiesen sowie auch
die gegenüber liegenden Schnöller-Äcker gemessen werden sollen.
14.
Juni 1823 Imanuel
Weizäcker verkauft an Ferdinand Schwarz von Bönnigheim eine zweistockige
Mahlmühle an dem Bach nächst dem Dorf, mit zwei Mahl- und einem Gerbgang
zwischen dem Schorndorfer Hof und dem Weg. Eine kleine Scheuer, Viehstall und
vier Schweineställen, Baum und Grasgarten 1 Morgen 9 Ruten dabei Kaufpreis 2500
Gulden. Weizäcker ist nach Backnang gezogen
28.
Juli 1826 Ferdinand
Schwarz verkauft die Mühle an Christoph Künkele Müller von Gündelbach, samt
Mühlgerät, 1 Pferd mit Geschürr, ein Leiterwagen für 2744 Gulden
12.
Sept. 1826 Christoph
Künkele verkauft die Mühle an Johann David Haisch von Breitenberg um 2733
Gulden.
1834
Johann David Haisch verkauft die Mühle an Friedrich Lorenz von Bittenfeld um
4744 Gulden.
1836
Fr Lorenz verkauft die Mühle an Gottlieb Hartbauer
4. Feb. 1839
Friedrich Laißlin von Cannstadt kauft die Mühle um 6100 Gulden
Friedrich
Laißlin ist Schlossermeister und macht ab dem 25. März 1839 mit einem
Bohrgestänge, welches er von der Königl. Württembergischen Central-Stelle des
Landwirtschaftsvereines ausgeliehen hat, einen Bohrversuch in einem gegrabenen
Brunnen in der Schwieberdinger Str. Am 26. Juli wurde die Bohrung eingestellt,
weil auch in tieferen Schichten kein Wasser gefunden wurde.
1840
Ludwig Spillmann kauft die Mühle um 6100 Gulden.
Nachdem
nun am 14 April 1848 das Ablösungsgesetz erschienen ist, soll Spillmann die auf
der Mühle lastenden Gülden und Abgaben mit dem 20-fachen Betrag = 160 Gulden
bei der Königl. Hofkammer in Stammheim ablösen, Er kann diese Summe nicht
aufbringen. Deshalb bittet er bei der Herrschaft um einen Nachlaß an seiner
Schuldigkeit Um diesen zu erreichen bezeugt ihm der hiesige Gemeinderat am 9.
Nov. 1849 unter anderem: „Daß
dessen Gewerbe bei dem ohnehin kleinen und geringen Wasserstande öfters im
Stocken seye und daher demselben wohl zu gönnen wäre, wenn ihm eine Nachlaß
seiner Gültschuldigkeit durch die Gnade des Königs zu Theil würde“
1861
Andreas Roller aus Effringen, OA Nagold kauft die Mühle von Spillmann um 7005 Gulden.
21. Jan. 1868
Gottlieb Ladner kauft die Mühle von Andreas Roller um 7150 Gulden.
Gottlieb
Ladner blieb unverheiratet Er lebte gemeinsam mit seinem Bruder Jakob Ladner,
der 1873 heiratete, in der Mühle. Im Feuerversicherungsbuch ist die Mühle 1883
beschrieben:
Gottlieb
Ladner besitzt ein zweistockiges Wohn- und Mahlgebäude mit Keller und
angebauter Radstube an der Asperger Straße.
Anschlag |
4000,--
Mark |
Ein
Wasserrad oberschlächtig von Holz mit einem eisernen Wellenbaum 5,80 m
Durchmesser u. 73 cm breit und 1 gußeisernen auf dem Wellenbaum aufgesetzten
Rad mit einem Durchmesser von 2,50 m u. einer Zahnbreite von10 cm. |
360,-- Mark |
1
Königstrett von Eisen 1,70 m hoch und 10 cm
stark mit einem gußeisernen Rad 0,8 m Durchmesser, das Konrad mit einem
Durchmesser von 2,80 m |
240,-- Mark |
1 Bet
von Holz 3m lang: teils von Eichen- teils von Tannenholz |
120,-- Mark |
Zubehörden: |
|
1
Gerbgang mit Nürtinger Stein 1,25 m Durchmesser
mit Tremmel und hölzerner Zarge |
80,-- Mark |
2
Mahlgänge mit gewöhnlichen neuen Tremmeln u. Zarge -Beutelkasten u. Vorkasten
je 150,- Mark |
300,-- Mark |
Eine
Schwingmühle mit 1,33 m langen Kastenund hölzernem Windrad |
60,--
Mark |
Feuerversicherungssumme |
5160,--
Mark |
Im
Jahre 1895 verunglückte der 52 Jahre
alte Jakob Ladner tödlich. In der Wochenzeitung NEUES FAMILENBLATT Nr. 44 vom
Sonntag den 3. Nov 1895, wird in dem Abschnitt
Allerhand
Ereignisse
berichtet: "In Möglingen geriet der Müller Ladner in das im Gang
befindliche Mühlrad, wobei Ihm der Brustkasten eingedrückt wurde und er sofort
eine Leiche war. Ladner hinterläßt eine Witwe und fünf unmündige Kinder“.
Nach
diesem schweren Unglücksfall wurde das Mahlen in der Möglinger Mühle immer
weniger und im Jahre 1904, also 9
Jahre später, als der 78 jährige Gottlieb Ladner, der sogenannte "Ladners-Döte
in Pflugfelden mit dem Fuhrwerk ums Leben kam, ganz eingestellt.
Nach
einem zeitgenössischen Bericht: „Kehrte jung Jacob Ladner am 21. Juli mit
einem Wagen voll Bretter von Ludwigsburg heim. Sein Onkel Gottlieb Ladner, sein
Schwager Köhle von Pflugfelden und Schreiner Reichert von hier saßen auf dem
Wagen. Auf der Steige von Pflugfelden kam der Wagen in raschen Lauf und stürzte
am Haus des Gottlob Noz um. Die Pferde rannten noch eine Strecke weiter. Die
Unglücklichen wurden, außer Reichert der noch vorher absprang, unter den
Brettern hervorgezogen. Gottlieb Ladner starb eine Stunde später im Haus des
Ernst Köhle. Jakob Ladner und Köhle erholten sich von ihren Verletzungen
wieder rasch“
Seit 1868
wurde die Mühle nicht mehr verkauft. Sie ist nun schon über 110 Jahre Im
Familienbesitz der Ladner und ihrer direkten Nachkommen Wenn sich auch schon 75
Jahre kein Mühlrad mehr dreht und der Bach, bedingt durch die Kanalisation und Regulierung
des Leudelsbaches, seit nahezu 30 Jahren nicht mehr an der Mühle vorbeifließt,
so bleibt doch mit der einstigen Mühle am Leudelsbach ein Stück Möglinger
Ortsgeschichte verbunden.
Möglingen,
im Dezember 1979
Hermann
und Adolf
Seybold
[nach
oben]