Gedicht vom Melkkurs          

 13. – 18.12.1948 (Dora Pflugfelder)

 

Im Dezember ist’s gewesen

an allen Ecken konnt’ man’s lesen

ein Melkkurs sollte hier beginnen

für Melker und für Melkerinnen.

 

Mancher hat sich angemeldet dann

und hat gefragt: beginnt’s bald, wann?

Und bald darauf an Wochentagen

gingen sie an, die großen Plagen.

 

Beim Melken mussten wir ordentlich schwitzen

Und erst recht an den Gummizitzen.

Der Manfred wollte die Weinflasche als  Preis,

aber die Gummikuh machte ihm ordentlich heiß.

 

Er hängt den Kopf ein bißchen runter

am Abend ist er wieder munter.

Er ging noch mal dran mit frischem Mut und Fleiß

doch da melkt er lieber die alte Geiß.

Der Bauer lacht dann wie ein König

auch wenn die Milch ein bisschen wenig.

 

Unsere Gertrud mit den Locken

fing gar kräftig an zu zocken

ließ die Hand nicht von den Strichen

bis die ganze Milch entwichen.

 

Nun kommt unsere Blonde dran

die stellt auch ihren ganzen Mann

kommt daher mit neuem Gerät

weil sie meint, sonst hätt’s kein Wert.

 

Jetzt kommt ein Herr der Schöpfung dran

auch er zeigt, dass er melken kann.

melkt er doch mit großer Kraft

Kinder, edlen Rindersaft

das ist unser flotter Frieder.

 

Schaut’ wer läuft dort auf und nieder

das kann bloß der Vorstand sein

von unserem Jungbauernverein.

Ganz profiltlich schaut er zu

wie das Kalb milkt seine Kuh.

An der er eigentlich müßte schwitzen

von dem Ziehen an den Zitzen.

 

Doch nun schaut dem Hermann

er milkt die Kuh mit Schnabelschuh

solche sind sonst nur in der Stadt modern

auch unser Inspektor sieht’s nicht gern.

 

Ja unserer Lehrer ist ganz groß

er lernt das Melken uns famos

eine – ause – aufe – abe

man merkt’s er ist kein hiesiger Schwabe

geht auf und ab mit großen Schritten,

schaut zu wie wir die Milch rausdrücken.

 

Machst die richtigen Griffe du

dann lässt er dich gleich in Ruh,

machst du aber es nicht recht

dann geht es dir ziemlich schlecht.

 

Du wirst vor allen sehr blamiert

und nochmals wird’s von vorn probiert.

 

Zuletzt wird alle Milch gewogen

ob alles auch herausgezogen

jeden Tag ein bißchen mehr

das freut den Chef und Bauern sehr.

 

Einmal gab’s auch schmutz’ge Proben

da gab es nicht viel zu loben.

Am letzten Tage waren sie schön

kein Häubchen Schmutz war mehr zu sehen.

 

Wenn’s nur nicht schon zu Ende wär’

nun aber schaut aber die Stallgaß’ num,

sie rennen mit den Gabeln rum

und die Mädchen mit den Krucken

beginnen emsig an zu schucken

werfen den Mist mit großem Schwung

in der ganzen Stallgaß’ rum.

 

Während aber unsere Herren

emsig an den Kühen scherren

kommt herein dann unser Giek

schmunzelnd mit dem Köpfchen wiegt

so isch reacht, so machet weiter

ihr Jonga send au sonscht viel g’scheiter

bleibet nomôl acht Tag dô

älle saget: jô jô jô !!

 

Leider ist es nun schon aus

doch etwas schindet man doch raus:

Einen Schein für’s gute Melken

kann zur Heirat mancher helfen,

wenn sie nimmt solch dummen Mann,

der überhaupt nicht melken kann.

 

Drum merkt’s euch all seid auf der Hut,

ein Melkkurs ist für jedes gut!