Ältere Menschen schreiben Geschichte

 

Der Landesseniorenrat hat im Januar 1977 einen Wettbewerb gestar­tet "Ältere Menschen schreiben Geschichte“. Ältere Menschen sollten damit angeregt werden, über Erlebnisse in ihrem Leben zu erzählen bzw. zu schreiben. Neben anderen Mitbürgern hat sich auch Herr Friedrich Künstner an diesem Wettbewerb betei­ligt, seine Geschichte erschien uns so interessant, daß wir sie den Lesern des Mitteilungsblattes nicht vorenthalten wollen:

 

Ich wurde am 24. Juli 1887 in Möglingen geboren. Mein Vater war  ein kleiner Bauer, wir waren 5 Geschwister. 3 Mädchen und 2 Knaben. Meine Mutter ist am 7. Januar 1907 mit 45 Jahren gestorben. Mit 7 Jahren kam ich in die Volksschule. Nach der Schule arbeitete ich, da mich mein Vater in seiner kleinen Landwirt­schaft nicht beschäftigen konnte, bei anderen Bauern. Im September 1907 kam ich zum Militär, zum Infanterieregiment 121, 6.  Kompanie.

Nach meiner Militärzeit ging ich aufs Arbeitsamt Stuttgart, um eine  Stelle in einer Brauerei zu suchen. Da war eine Stelle in der  Schweiz frei. Ich  entschloß mich, diese anzunehmen. Im Oktober 1912 faßte ich den Entschluß, nach Zürich zu gehen und dort einen Autofahrkurs zu machen. Damals mußte jeder, der einen Autofahrkurs machen wollte, 4 Wochen in einer Reparaturwerkstätte arbeiten, denn jede Fahrschule mußte eine Reparaturwerkstätte haben, damit man alle Teile eines Autos ein- und ausbauen konnte. Dann bekam man ein Zeugnis von der Fahr­schule, wo man mit 9 Qualifikationen geprüft wurde, z.B. Kennt­nis der polizeilichen Vorschriften, Verkehrszeichen, usw. Da habe ich überall mit sehr gut abgeschnitten. Auf Grund dieses Zeug­nisses konnte man bei einem Ingenieur die Fahrprüfung machen. Und man bekam nicht einen Führerschein 1. 2. oder 3. Klasse. sondern es wurde die amtliche Autonummer des Wa­gens, den man fuhr, in den Führerschein eingetragen. Ich arbei­tete dann ein halbes Jahr in einer Reparaturwerkstätte, wo man mich noch besser ausbilden konnte. Dann bekam ich eine Stelle bei der Firma Weldi-Furrer als Taxifahrer. Weldi-Furrer war eine große Fuhrhalterei mit 100 Pferden!

 

Und weil damals Autos ver­langt wurden, hat die Stadt Zürich an dle Fuhrhalter Taxi-Num­mern umsonst ausgegeben, aber sie mußten sich verpflichten, gleich Autos anzuschaffen und als Taxi laufen zu lassen. Da hat Weldi-Furrer 4 Autos gekauft. 3 davon als Taxi und 1 Auto auf Privat-Bestellung. Dort war ich Taxifahrer bis zum 1. Weltkrieg. Der Chef der Firma sagte zu mir, als ich mich abmeldete: "Ja, Friedrich, wollt Ihr auch gehen? Unsere schweizerischen Chauf­feure müssen wir abgeben, die Schweiz besetzt die Grenze und dann haben wir niemand mehr". Wir waren 4 Schweizer und 2 Deutsche als Fahrer. Ich war 27 Jahre alt und der andere deutsche Chauffeur war 38 Jahre alt verheiratet mit einer Schweize­rin, der ging nicht in den Krieg.

Ich war während des 1. Weltkriegs in Frankreich, Rumänien, Russland und zuletzt in Palästina. Damals hatte das Militär noch wenige Autos, meistens Pferdegespanne und weil ich einen Führerschein hatte, wurde ich als Kraftfahrer eingeteilt, da war ich zuerst bis 1916 in Frankreich, dann kam ich zu General von Berendt als Kraftfahrer. Als Rumänien den Krieg erklärte, kam ich mit dem General nach Sofia in Bulgarien, von wo aus ich jede Woche an die Front fahren mußte. Wir waren 3 Wochen in Bulga­rien. Dann kamen wir an die Front zur Armee Mackensen. Da war mein Chef General der Artillerie,  von der Golz General der Infanterie und Mackensen war Heerführer. Diese 3 Generale hatten in Rumänien die Sache zu leiten.

 

Als der Krieg in Rumänien zu Ende war, kam ich mit dem Gene­ral wieder nach Frankreich. Weil 1917 die Autoreifen für Perso­nenwagen knapp waren, wurden viele Autos eingezogen und so wurde der General dem Kronprinzen in Frankreich zugeteilt, wo er dessen Autos zur Verfügung hatte.

Wir Fahrer mußten eine Prüfung für Lastwagen machen. Dann kam ich zur Kraftfahrerkolonne Nr. 19 der 1. Armee in Frank­reich. Dort wurden Kraftfahrerkolonnen in die Tropen eingeteilt. Von meiner Kolonne wurden 45 Mann untersucht, ob sie tropen­fähig sind, es waren 5 tauglich und ich war auch dabei. Dann wurden 2 Kolonnen von der 1. Armee zusammengestellt, die nach Breslau zur Tropen-Einkleidung kamen. 3 Tage waren wir dort in einer Schule untergebracht, wo wir beim Übernachten feststellen mußten, daß es Wanzen hat, worauf wir am anderen Tag im Schulhof die ganzen Strohsäcke verbrannten!

 

Dann fuhren wir nach Istanbul, wo wir 8 Tage waren, weil unsere Lastwagen, die mit Eisen bereift und nicht alle mit Stollen versehen waren dort in Istanbul unten am Bosporus in der Artillerie­werkstatt mit Stollen versehen wurden.

Die eisenbereiften Lastwagen wogen leer 90 Ztr. und waren alle noch mit 60 Ztr. beladen! (mit Ersatzteilen für Autos und sonsti­gen Gegenständen, die man an der Front brauchte).

Dann wurden wir mit der Fähre über den Bosporus gebracht. Der Bosporus ist nicht breit, ein Schiff kann in 10 Minuten über­fahren. Aber tief muß er sein. weil das schwerste Schiff darauf fahren können muß. Auf der anderen Seite ist die Asiatische Türkei. Da kamen wir auf eine Halbinsel, wo große Bäume wa­ren. Die waren nicht hoch, aber hatten weit ausgebreitete Kro­nen, so waren wir für Flugzeuge nicht zu sehen.

Weil es in der Asiatischen Türkei keine Straßen gab auf denen wir mit dem Auto fahren konnten, mußten wir warten, bis ein Ei­senbahnzug kam, der eine Kolonne laden konnte. Eine Kolonne hatte 70 Mann, 22 Lastwagen und 2 Personenwagen.

Als wir mitten in der Asiatischen Türkei waren, wurden unserem Zug 2 Eisenbahnwagen angehängt, die mit Verpflegung beladen waren. Bei diesen Wagen war auch ein Begleiter, der hatte die deutsche Tropengarnitur an und an der Mütze trug er die würt­tembergische Kokarde. Der Mann war 42 Jahre alt. Ich fragte ihn. ob er Württemberger sei und er bejahte. Auf meine Frage. woher er stamme. antwortete er: "Von Möglingen bei Ludwigs­burg!" Da sagte ich: "Ich bin auch von Möglingen, aber von Dir weiß ich nichts." Er aber sagte nochmals. er sei ein Möglinger und heiße Knoll (= Karl Friedrich Knoll, geb. 30.11.1876 in Sarona, + 21.02.1956 in Hengstfeld). Ich bestätigte. daß es in Möglingen Familien mit dem Namen Knoll gibt, aber immer noch war er nur unbekannt. Dann lachte er und sagte: "Als ich 1 Jahre alt war. zog mein Va­ter nach Palästina" und ich lachte auch: "Da kann ich natürlich nichts von dir wissen, ich bin ja erst 10 Jahre nachher geboren". Auf meine Frage, wo unser Zug denn hinkomme, antwortete er:  "Nirgends anders als nach Palästina!" Da dachte ich. jetzt ist mir das vergönnt, daß ich das Heilige Land sehe!

Wir fuhren weiter bis Ankara. Dann mußten wir mit unseren Last­wagen über das Taurusgebirge, wo für uns ein provisorischer Weg um die Felsberge gehauen war. Das Taurusgebirge sind viele Felsberge mit Schluchten, die ganz steil und oft 300-400 m tief sind.

Dann kamen wir in den Libanon und fuhren nach Syrien, wo wir in Damaskus 2 Tage Halt machten. Dann ging es weiter nach Palästina-Nazareth-Jerusalem-Hebronn.

 

Dort kamen wir an die Front. Die Engländer kamen von Ägypten her, das waren unsere Gegner. Wir wurden immer wieder zurückgeschlagen, 10, 20 km und so mussten wir im Westjordanland rechts und links der Front den Truppen Verpflegung und Munition bringen, Dadurch lernte ich das ganze Land kennen. Im September 1918 wurde ich zur Holzbeförderung nach Hudera abkommandiert. Dort wohnten wir in einem Zelt. Die Chinintabletten, die wir zur Vorbeugung gegen Malaria einnehmen mussten, nahm ich dort nicht mehr und bekam nach 3 Wochen Malaria. Ich kam dann in ein Zeltlazarett hinter die Front. Als ich 14 Tage dort war, ist die Front zusammengebrochen. Morgens um 4 Uhr haben die Engländer ein 2-stündiges Trommelfeuer eingesetzt und mit Flugzeugen Bomben geworfen.

Ich war an diesem Tag besonders schlecht dran, ich hatte 41 Grad Fieber. Ich wartete immer auf Kaffee, aber es kam niemand, keine Schwester und kein Arzt. Die anderen Kranken, die gehen konnten, gingen hinaus und nicht wieder herein. Da entschloss ich mich, aufzustehen um zu sehen, was los ist. Draußen sah ich, dass das Zelt der Schwestern weg war. Die Kleider, die wir abgegeben hatten, waren auf dem Boden zerstreut. Ich musste einen Kittel heraus suchen zum Anziehen. Dann kamen wieder Flieger und haben Bomben geworfen. Jeder Flieger hatte 2 Bomben, die waren damals nicht groß. Nach dem Abwerfen haben sie noch mit Maschinengewehren auf die abziehenden Truppen geschossen.

 

Ich entschloß mich, nach Schenin zu gehen. das war etwa 15 km entfernt. Ich konnte nur einen Fuß vor den anderen setzen, so schlecht konnte ich gehen. Nachts um 11 Uhr glaubte ich, nicht  mehr weiter zu können und legte mich auf den Boden. Als ich merkte, daß mir die Füße einschliefen,  bin ich wieder aufgestanden und versuchte, weiterzugehen. Um 1 Uhr nachts kam ich zu einer Baracke. Ich war so erschöpft, daß ich in der Baracke umfiel und. nur um etwas zu trinken bitten konnte. Den ganzen Tag über hatte ich auch nichts gegessen. Ich bekam Kaffee und Kuchen.  Als ich etwa 1 Stunde auf einer Pritsche gelegen war, schrie ein Soldat in die Baracke herein: "Auf. was laufen kann! In einer halben Stunde fährt der letzte Zug weg".  Ich wußte, daß die Engländer kamen und mußte den letzten Zug erreichen! Über eine Böschung hinunter kam ich zum Zug und sah, daß er voll besetzt war! Auch die Trittbretter waren belagert. Ich ver­suchte, noch irgendwo unterzukommen und es ist mir schließlich  auch gelungen.

Wir fuhren bis Damaskus. Dort war ich von der Front weit entfernt und wurde in einem Lazarett gut verpflegt.       ·

 

Nach 8 Tagen kam ich mit einem Zug durch den Libanon, das Taurusgebirge, über Ankara,  durch die Asiatische Türkei wieder zurück zum Bosporus.  Inzwischen war die Türkische Front zusammengebrochen. Der Türke hat unter der Bedingung den Waffenstillstand unterschrieben, daß seine Verbündeten 4 Wo­chen freien Abzug haben. Wir waren noch 3 Wochen in Istanbul - da waren Freund und Feind! In der 4. Woche wurden wir auf ein türkisches Transportschiff verladen. Am Freitagmorgen um 8 Uhr fuhren wir am Bosporus weg und kamen um 1/2 12 Uhr aufs Schwarze Meer. Da war ein heftiger Sturm und es dauerte nicht lange, bis alles seekrank war! Es waren 1700 Mann auf dem Transporter. Ich hatte mein Lager 4 Treppen tief und als auch mich die Seekrankheit gepackt hatte. ging ich hinunter und schlief bald ein. Als ich erwachte. merkte ich, daß kein Sturm mehr ging. Meine Mitfahrer, die an einem Tisch saßen und Kar­ten spielten, erzählten mir, daß wir wieder in den Bosporus ein­gefahren seien, weil der Kapitän im Schwarzen Meer 3 Minen gesehen habe. Die Engländer räumten dann die Minen und wir fuhren am Sonntagmorgen um 6 Uhr bei hellem Sonnenschein aus dem Bosporus heraus ins Schwarze Meer.

 

Wir hatten dann eine schöne Fahrt ohne Sturm. Nachmittags um 4 Uhr sind wir auf eine Sandbank aufgefahren, da wurde das Wasser um das Schiff ganz gelb vor lauter Sand. Später wurde ein Nachen mit 4 Mann der Schiffsbesatzung zu einem in weiter Entfernung gesichteten rumänischen Fischerboot geschickt, um sich nach der Fahrtroute zu erkundigen. Wir nahmen dann Rich­tung auf Odessa und kamen am Montagmorgen gegen 9 Uhr dort im Hafen an. Wir mußten vor dem Hafen erst Anker ziehen. bis wir freie Einfahrt erhielten. Dann stiegen wir auf ein anderes Schiff um, das aber nur 1200 Mann aufnehmen konnte. Wir fuhren in den Bug nach Nikotajew, wo wir uns 8 Tage aufhielten.  Von dort aus ging es mit dem Zug durch Rußland und Polen nach Berlin.

Da die Polen die Durchfahrt deutscher Truppen gesperrt hatten, haben wir die kurze Strecke bei Lyck besetzt, damit unsere Soldaten nach Deutschland kommen konnten. Am 14.12.1918 wurde ich dann in Berlin-Schöneberg von dem Kraftfahrbataillon entlassen.

 

 

Nach meiner Entlassung aus dem Militär bekam ich immer wieder Malaria-Anfälle. Und so musste ich ins Krankenhaus nach Ludwigsburg, wo mit dann gleich ein Bett zugewiesen wurde und am ersten Tag bekam ich schon einen Malaria-Anfall!

Das sagte ich zu meinem Bettnachbarn, der sollte zur Schwester gehen und einen Eimer mit Wasser bringen. Da kam auch gleich der Arzt mit und ich sagte ihm, dass ich einen Malaria-Anfall hätte und der Schüttelfrost schon eine halbe Stunde andauerte. Dann kam der Übergang von kalt auf warm. In dem Moment musste ich mich übergeben und da war der Anfall vorbei. Ich war aber so müde, dass es mir wohltat, wenn ich keinen Finger rühren musste. Der Generalarzt stellte fest, dass ich einen leichteren Fall von Malaria Terziana hatte, d. h. größere und kleinere Ringe im Blut. Er sagte mir, wenn ich die 6-wöchige Kur, die er mit jetzt verschreiben werde, machen werde, hätte ich die Malaria los, aber nur, wenn ich in Deutschland bliebe. Wenn ich aber wieder in die Tropen ginge, könne sie sich wiederholen.

Ich blieb da, bin geheilt worden und so ging meine Geschichte zu Ende.

 

Geschrieben im Februar 1977

Friedrich Künstner, geb. am 14.07.1887, (gest.  Juni 1977)

Möglingen, Wagnerstraße 6

 

Quelle: Mitteilungsblatt von Möglingen vom 21.04.1977, Nr. 16 Seite 15

 

 

 

 

Mitteilungsblatt von Möglingen, 14.07.1977 Nr. 28, Seite 10:

 

Ein Echo auf den Beitrag von Herrn Friedrich Künst­ner "Ältere Menschen schreiben Geschichte" sogar aus Australien

 

Herr Friedrich Künstner hat sich kurz vor seinem Tode mit ei­nem Beitrag am Wettbewerb des Landesseniorenrats "Ältere Menschen schreiben Geschichte" beteiligt. Die Geschichte von Herrn Künstner fanden wir interessant. weshalb wir sie vor einiger Zeit an dieser Stelle veröffentlichten. überrascht waren die Angehörigen, als nun ein Lebenszeichen der Toch­ter des im Bericht genannten Karl Knoll in Möglingen ankam.

 

Diese Nachricht fanden wir interessant. und möchten diese unseren Lesern nicht vorenthalten:

 

Boronia (Australien), 5. Mai 1977

Lieber Herr Künstner, 

 

Sie werden erstaunt sein. von so weit her Post zu bekommen. Ich habe eine liebe Verwandte in Möglingen, Frl. Anna Schick (=Anna Schiek, 23.01.1901-17.04.1979). Sie wohnt Karlstr. 2. Sie war lange Zeit in Palästina. Sie ließ mir durch Frau Frieda Heselschwerdt in Asperg, die auch aus Palästina stammt, den Zeitungsabschnitt zukommen, in dem sie Ihre Erlebnisse während des 1. Weltkrieges schil­dern. Ich bin die jüngste Tochter dieses Karl Knoll, den sie in der Türkei trafen, heute auch schon 62 und Großmutter von 10 Enkeln. Mein Vater heiratete 1903 in Sarona bei Taffa (Jaffa?). Meine Mutter war Rußlanddeutsche. Sie lebten zuerst in Palä­stina, zogen dann nach Afrika und von dort nach Aleppo in Sy­rien. Am 4. August 1914 mußte mein Vater einrücken. Ich wur­de im Oktober 1914 geboren und er sah mich nach 2 Jahren erst. Meine Mutter zog mit 6 Kindern nach Wilhelma bei Taffa (=Jaffa) (auch deutsche Kolonie). und als die Engländer kamen, mußten wir erst nach Taffa (=Jaffa). Dann wurden wir in Heluan (Ägypten)  interniert, zusammen mit den anderen Deutschen aus Palästina. Da unser Vater in Deutschland war, kamen wir nach Kriegsende nach Ludwigsburg, wo mein Vater eine Wohnung für uns hatte. Wir waren 6 Jahre dort, Ich war 11 Jahre, als wir  zurück nach Palästina kamen. Meine Eltern bauten dort ein Haus und wir Kinder erlebten eine sehr schöne sorgenfreie Jugend. Unser Haus hatte ein flaches Dach und wir jungen Leute feierten viele fröhliche Geburtstagsfeste mit Freunden. Es gab ab und zu Musik und Tanz und nie wurde es unseren Eltern, die ihr Schlafzimmer darunter hatten, zu viel. Im November 1938 heiratete ich meinen Mann Walter Kübler der auch aus Sarona stammt. Da er arbeitslos durch die schlech­ten Verhältnisse in Palästina war, reisten wir nach Deutschland, wo er sofort Arbeit fand bei Hansa Metallwerke Möhringen (Filder). Unsere 3 Kinder sind in Deutschland geboren. Meine beiden Brüder fielen in Rußland. 1942 kamen meine Eltern und älteste Schwester durch Austausch nach Möhrin­gen. Meines Mannes  Verwandte waren während des 2. Krieges nach Australien interniert worden. Sie blieben bis Kriegsende dort und ließen uns auch kommen. Meine Eltern wollten nachkommen, aber meine Mutter starb bald darauf an Krebs und mein Vater bald danach. Wir sind jetzt 26 Jahre in Boronia, einem Vorort von Melbourne. Unsere 2 Töchter heirateten Deutsche, unser Sohn lernte seine (australische) Frau am Strand in Griechenland kennen. Alle drei wohnen in uns in der  Nähe und es geht uns allen gut. Ich dachte es würde Sie  vielleicht freuen. wenn ich an Sie schreibe und sende lhnen herzliche Grüße.

 Frau Kübler

 

Wir danken Frau Kübler herzlich und senden ihr hiermit herzliche  Grüße nach Australien