Das
Jahr 1869
Der Winter dieses Jahres war ganz gemäßigt,
Schnee gab es nur einmal, aber ohne Kälte, so daß es keine Schlittenbahn gab,
Das Ende des Monats Januar war ganz gelinde, sowie der Monat Februar, so daß man
am Ende dieses Monats auf den Acker ging und Haber und Öhlmagen gesät hat.
Dagegen war der Monat März wieder kalt mit Frost, daß das Ackerwerk wieder
eingestellt werden mußte, Erst zu anfangs April trat wieder günstige Witterung
ein, so daß man das Feld wieder bestellen konnte.
Der Monat Mai war ziemlich warm, so daß sich
die Gewächse schnell erholten, ebenso auch die Weinberge.
Dagegen war der Monat Juni in der 2. Hälfte
naß und kalt, so daß die Weinberge, in welchen die Blüte der Trauben anfing,
gestört, und viele Trauben, die es in Mengen gab, abfielen. Auch die Heuernte
wurde sehr verzögert, doch gab es ziemlich viel Heu. Die naßkalte Witterung
schadete auch der Kernblüte, so daß es im Dinkel ziemlich Brand gab.
Auch die Kartoffelfelder, namentlich die
Frühkartoffeln, haben hierdurch gelitten, indem es unter diesen Sorten ziemlich
Knitze gab. Dagegen hat diese Witterung den Spätkartoffeln weniger geschadet, es
sind diese sehr gut und mehlreich geworden, nur das Quantum war ein geringes.
Der Monat Juli war so ziemlich warm, so daß
sich alles wieder regelte und die Dinkelernte zu Ende Juli beginnen konnte.
Im Monat Mai gab es schwere Gewitter, welche
von den Fildern aus über Stuttgart, Eßlingen das ganze Remstal bis über
Schorndorf hinaus bedeutenden Schaden anrichteten. Der Dinkel geriet zwar
ziemlich gut, Stroh gab es viel, ebenso viel Garben, aber im Dreschen gab es
nicht so aus. Die Obstbäume haben durch die kalte Witterung ebenso
im Monat Mai gelitten, da solche schon Im Februar früh getrieben haben.
Daher gab es nur Birnen und höchst selten einen Apfel. Das Obst wurde daher
teuer, der Sack kostete 5 - 6 Gulden, weil es aus der Schweiz und anderen
Orten herbeigeführt werden mußte.
Der Weinstock hat sich durch die warme
Witterung im Monat August und namentlich im September so ziemlich erholt, so daß
es einen ziemlich guten Wein gab, der dem 1868 wenig nachsteht. Das Gewicht war
70 - 80 %
Die Weinlese begann am 18. Oktober, da schon
am 17. sehr starke Reifen mit Frost sich eingestellt hatten, welche den ganzen
Monat Oktober anhielten und am 28. auch schon Schnee fiel.
Der Weinertrag war im ganzen 226 Eimer 13
Imi ,
unter dem Keltern wurden verkauft 23 Eimer 2
Imi zu 48 Gulden und 46 Gulden.
Erlös hieraus 1097 Gulden 4 Kreuzer.
Eingekeltert
wurden 203 Eimer, 11 Imi nach Durchschnittspreisen an Geld berechnet 9573
Gulden 18 Kreuzer, zusammen
10671 Gulden 3 Kreuzer.
Der Preis des Dinkels war nach der Ernte, da
noch ziemlich alter Vorrat da war, nur pro Ctr. 3 Gulden 30,
der Haber ebenso, nachher aber nur 3
Gulden 24. Stroh pro Fuder 12 Gulden, Heu pro Ctr. 1 Gulden 36.
Da der Monat Oktober zu Ende sehr kalt auch
ebenso der Monat November und noch sehr viel Stoppelrüben, Angersen und Zichorie
auf dem Felde waren, so hatten die Leute einen harten Standpunkt und mußten sehr
frieren bei der Einheimsung, da es schon ziemlich geschneit hatte und gefroren
war.
Die Kartoffeln kosteten anfangs der Sack nur
2 Gulden, da der Ertrag aber ein geringer war, kam er auf 3 Gulden und darüber.
Dieselben waren außer den Frühkartoffeln sehr gut und mehlreich,
So hat der Herr auch dieses Jahr wieder
seine Segenshand über uns ausgeschüttet, daß wir keinen Mangel leiden.
Der Obstertrag war zwar ein geringer,
Zwetschgen gab es nur hie und da, ebenso auch Äpfel; Birnen mag es
1 000 Simri gegeben haben.
Der Pfarramtsverweser Werner wurde. am 1.1.
nach Rottweil versetzt, welchen die Gemeinde ungern verlor und hat ihm aus
Dankbarkeit bei seinem Abgang ein Etui mit 6 silbernen Löffeln zum Präsent
gemacht.
Der Pfarrer Siebenmeister aus Pflugfelden
hat dann die Amtsverweserei bis zum Eintreffen des neu ernannten Pfarrers Keller
von Eglosheim, welcher am 11. Januar 1870 hier eingezogen ist, versehen.
Pfarrer Keller wurde von dem Gemeinderat und
Gesangverein hierher begleitet und vom hiesigen
Pfarr- und Gemeinderat in Pflugfelden
abgeholt.
Im
Laufe dieses Jahres wurde das Pfarrhaus ganz
umgewandelt und neu hergerichtet, dagegen die Pfarrscheuer auf den Abbruch um
165 Gulden verkauft.
Das alte Schulhaus samt dem Wurzgarten wurde
an Christoph Friedrich Pflugfelder, Paul Sohn um
2670 Gulden verkauft, dagegen das neue
Schulhaus um einen Stock erhöht, ein neues Waschhaus und Schweinestall erbaut,
den Garten umzäunt, welches alles zusammen 6 000 Gulden kostete.
31. Dezember 1869
Schultheiß Ziegler