Das Jahr 1868
Der Winter dieses Jahr war gemässigt. Schnee
gab es wenig, so daß man nur 2 Tage Schlitten fahren konnte. Der Monat Februar
war ganz gelinde, so daß man auf den Acker fahren konnte, und schon zu Ende
dieses Monats wurden Öhlmagen gesät und in anderen Äckern Haber. Allein der
Monat März war wieder kälter und nass, so daß in diesem Monat das Ackerwerk
wieder eingestellt werden musste. Erst am 9. April konnte man wieder das
Ackerwerk bestellen. Der ganze Monat April war kühl und nass.
Erst zu Ende dieses Monats konnte man in den
Weinbergen arbeiten.
Der Monat Mai war gleich anfangs sehr warm
und trocken, so daß sich die Weinberge schnell wieder erholten und man in
mehreren Orten zu Ende dieses Monats schon blühende Trauben antraf, geregnet hat
es in diesem Monat gar nicht.
Auch der Monat Juni war sehr heiß und
trocken, so daß die Heuernte gut eingebracht werden konnte. Heu gab es ziemlich
viel, trotz der heissen und trockenen Witterung, da der Monat April nass und
feucht war. Der ganze Sommer war übrigens sehr heiss und trocken, so daß man
schon am 2. Juli mit der Ernte
beginnen konnte, welche bei uns gut ausfiel. Nur das Haberfeld blieb wegen der
trockenen Witterung etwas zurück. Es kam aber noch zu anfangs August ein guter
Regen, so daß sich dasselbe schnell wieder erholte und es gab sehr viel Haber
und besser als in manchen anderen Jahren. Auf diesem Wege hatten sich auch die
Kartoffelfelder, welche durch die Trockenheit
gelitten hatten, schnell wieder
erholt, so daß es sehr viele und gute Kartoffeln gab. Öhmd gab es durch die
Trockenheit nur wenig, nur wo man wässern konnte,
gab es ziemlich Öhmd. Der Weinstock
hat sich bei der heissen Witterung
schnell erholt, so daß man die Frühtrauben schon Mitte September herbsten
konnte. Die allgemeine Weinlese hat deshalb an manchen Orten schon Ende
September, hier aber erst am 7.
Oktober, begonnen. Es wurde ein sehr guter und viel Wein erzeugt. Das Gewicht
betrug bei Clevner 96
o/o, bei gemischtem Gewächs 80 – 84 %.
Der ganze Ertrag war 407 Eimer, 7
Imi ,
Der Preis war von 36 - 38 Gulden und 40
Gulden.
Verkauft wurden
106 Eimer,
15 Imi
Erlös: 4159 Gulden, 52 ½ Kreuzer
Eingekeltert wurden 300 Eimer, 8 Imi
Erlös nach dem Durchschnittspreis hieraus
berechnet: 11644 Gulden,
zusammen also 15 805 Gulden, 52 ½ Kreuzer
Der Preis des Dinkels, welcher gut geraten
war, kostete pro Ctr. nach der Ernte 5
Gulden. Der Haber pro Ctr , 4 Gulden, welcher nachher um 4 Gulden 18 Kr.
verkauft wurde. Wegen dem trockenen Sommer gab es wenig Stroh. Das Fuder kostete
24 Gulden, der Ctr. Heu
1 Gulden,
48 Kreuzer bis
2 Gulden. Obst gab es ziemlich, doch
ist im Laufe des Sommers wegen der Trockenheit ziemlich abgefallen. Zwetschgen
gab es eine Menge, es wurden 3000 Simri geschätzt, Preis pro
Simri 30 Kreuzer. Kernobst wurde zu 30
000 Simri geschätzt. Preis pro Sack anfangs 2 Gulden 30 hat aber aufgeschlagen
und wurde zu 3 Gulden, 3 Gulden 30 bis 4 Gulden verkauft. Kartoffeln kosteten 2
Gulden und 2 Gulden 30 pro Sack und waren sehr schmackhaft.
Es wurden viele Stoppelrüben gesät, welche
auch geraten sind, allein es fiel Ende Oktober ein starker Frost mit Schnee ein,
und da mussten die Leute im Schnee diese Rüben, auch Zuckerrüben einernten, was
eine sehr schwere Arbeit war.
Am Ende des Monats November und Anfang
Dezember fiel ein sehr grosser Schnee, so daß es eine ganze Woche schneite. Der
Schnee richtete sehr grossen Schaden an Obstbäumen, welche noch belaubt waren,
besonders aber in den Waldungen an, so daß hunderte von Bäumen zusammenbrachen,
besonders Obstbäume. Im hiesigen Ort
wurden aber nur wenige Äste abgebrochen.
Der Jahrgang 1868 ist im hiesigen Ort ein
segensreicher zu nennen. Es gab sehr guten Wein und gute Früchte und Kartoffeln,
gebe Gott, daß wir diesen Segen im Frieden geniessen dürfen.
Nachtrag:
Am 8. März J868 starb auch der hiesige
Pfarrer Wagenmann, welcher 30 Jahre hier war und wir bekamen einen Amtsverweser
Werner, einen sehr lieben und guten Prediger, welcher bis zum
1. Oktober 1869 die Pfarrei hier
versieht.
31. Dezember 1868
gez. Ziegler, Schultheiß